Ausbleibende Periode? Das steckt dahinter

Das plötzliche Ausbleiben der Periode, medizinisch als Amenorrhoe bezeichnet, betrifft immer mehr junge Frauen. Ob die Periode nach Jahren regelmäßiger Zyklen plötzlich ausbleibt oder von Anfang an fehlt, kann das Phänomen viele Fragen aufwerfen und betroffene Frauen verunsichern. In diesem Artikel werfen wir einen detaillierten Blick auf die häufigsten Ursachen für das Ausbleiben der Periode und zeigen, warum eine ganzheitliche Betrachtung für eine präzise Diagnose und gezielte Therapie unerlässlich ist.

Eine Frau in Berufskleidung spricht auf einer Bühne in ein Mikrofon, während hinter ihr eine Präsentation läuft.

Written by

Lisa Emmer, MD

Was ist eine ausbleibende Periode (Amenorrhoe)?

Der medizinische Begriff Amenorrhoe beschreibt das vollständige Ausbleiben der Periode . Man unterscheidet grundsätzlich zwischen zwei Formen: der primären und der sekundären Amenorrhoe . Während die primäre Form eher selten vorkommt, tritt die sekundäre Amenorrhoe deutlich häufiger auf und betrifft etwa 3–4 % der Frauen im gebärfähigen Alter – eine Zahl, die angesichts moderner Lebensstilveränderungen vermutlich höher liegt.

  • Primäre Amenorrhoe

Von primärer Amenorrhoe spricht man, wenn bei einem Mädchen bis zum 16. Lebensjahr keine Menstruation eingesetzt hat. Die Ursachen sind meist genetischer, hormoneller oder anatomischer Natur. Zu den häufigsten genetischen Ursachen gehören das Turner-Syndrom oder strukturelle Fehlbildungen der Fortpflanzungsorgane. Wenn bis zu diesem Alter keine Anzeichen der Pubertät auftreten, ist eine frühzeitige Diagnose wichtig, um gezielt nach den Ursachen zu suchen und eine passende Behandlung einzuleiten.

  • Sekundäre Amenorrhoe

Die sekundäre Amenorrhoe betrifft Frauen, die bereits regelmäßig ihre Periode hatten, diese jedoch seit mindestens drei Monaten ausbleibt. Auslöser für diese Form der Amenorrhoe sind meist äußere Faktoren, die das hormonelle Gleichgewicht stören. Dazu gehören intensives Training, extreme Diäten oder strikte Kalorienrestriktionen, starker Gewichtsverlust oder psychischer Stress. Solche Belastungen können die Hypothalamus-Hypophysen-Ovar-Achse (HHO-Achse) beeinflussen, indem sie die Produktion des Gonadotropin-Releasing-Hormons (GnRH) hemmen. Dies führt dazu, dass der Körper die Ausschüttung von Hormonen wie FSH und LH verringert, die für den Eisprung und eine regelmäßige Menstruation erforderlich sind.

Das Ausbleiben der Periode bei sekundärer Amenorrhö ist oft ein Hinweis darauf, dass der Körper auf äußere Belastungen reagiert und den Zyklus als Schutzmechanismus vorübergehend herunterfährt. Aus evolutionärer Sicht war das Aussetzen der Menstruation in Zeiten von Hunger oder hohem Stress eine Maßnahme, um Energie zu sparen und die Fortpflanzung auf stabilere Zeiten zu verschieben.

Wie kommt es dazu, dass die Periode ausbleibt?

Das vollständige Ausbleiben der Periode kann durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden, die oft in komplexer Weise miteinander interagieren. Diese Ursachen lassen sich in zwei Hauptkategorien unterteilen: organische und funktionelle Ursachen.

Organische Ursachen umfassen strukturelle oder genetische Störungen wie Fehlbildungen in den Fortpflanzungsorganen, Schilddrüsenprobleme oder genetische Anomalien. Funktionelle Ursachen hingegen sind häufig auf Umwelteinflüsse und den Lebensstil zurückzuführen. Zu diesen Einflüssen zählen intensive körperliche Aktivität, hoher psychischer Stress, strikte Kalorienrestriktionen oder Essstörungen.

Die Hypothalamus-Hypophysen-Ovarien-Achse (HHO-Achse) spielt eine zentrale Rolle bei der Steuerung des weiblichen Menstruationszyklus und ist dabei ein äußerst sensibles System. Der Hypothalamus im Gehirn reguliert die Hormonproduktion und reagiert schnell auf äußere Stressfaktoren oder eine negative Energiebilanz. Bei funktioneller Amenorrhoe – einer Form, bei der keine organische Ursache vorliegt – wird die Produktion des Gonadotropin-Releasing-Hormons (GnRH) reduziert. Dies führt zu einer verringerten Ausschüttung von Sexualhormonen, wodurch der Eisprung ausbleibt und die Menstruation gestoppt wird.

Ein faszinierender Aspekt der HHO-Achse ist ihre extreme Empfindlichkeit: Bereits leichte Veränderungen im Schlafmuster oder in der Ernährung können den Menstruationszyklus beeinflussen. Diese Reaktion des Körpers dient als Schutzmechanismus, der verhindern soll, dass der Körper unter Stressbedingungen zusätzliche Belastungen – wie eine Schwangerschaft – aufnehmen muss.

Wusstest du, dass ...

... heutzutage Amenorrhoe häufig mit modernen „Fit-Girl“-Trends und restriktiven Lebensstilen in Verbindung gebracht wird? Frauen, die intensiv Sport treiben, wenig Kalorien zu sich nehmen und einen sehr niedrigen Körperfettanteil anstreben, sind besonders gefährdet, ihre Menstruation zu verlieren.

Der Körper interpretiert diese Lebensweise oft als Stresssituation und aktiviert den sogenannten „Überlebensmodus“ , in dem die Fortpflanzungsfunktionen heruntergefahren werden. Diese spezielle Form der Amenorrhö, bekannt als funktionelle hypothalamische Amenorrhö (FHA) , zeigt deutlich, wie stark äußere Lebensstilfaktoren die hormonelle Balance beeinflussen können.

Was sind die häufigsten Ursachen für eine ausbleibende Periode?

Die Gründe für das Ausbleiben der Periode (sekundäre Amenorrhö) sind vielfältig, doch einige Ursachen treten besonders häufig auf. Hier die häufigsten Auslöser:

  1. Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS): PCOS ist eine hormonelle Störung, bei der sich viele kleine Follikel in den Eierstöcken bilden, der Eisprung jedoch ausbleibt. Frauen mit PCOS erleben oft unregelmäßige oder vollständig ausbleibende Menstruationszyklen. Weitere Symptome sind Akne, Haarausfall und Gewichtszunahme. PCOS betrifft etwa 10% der Frauen im gebärfähigen Alter und ist eine der häufigsten Ursachen für sekundäre Amenorrhoe.

  2. Funktionelle hypothalamische Amenorrhoe (FHA): Diese Form der Amenorrhoe tritt auf, wenn der Körper auf Stressfaktoren wie intensives Training, ein starkes Kaloriendefizit oder emotionalen Stress reagiert. Der Hypothalamus drosselt in solchen Fällen die Produktion von Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH), was wiederum die Ausschüttung der für den Menstruationszyklus notwendigen Hormone verringert. Diese Reaktion des Körpers dient dazu, Ressourcen zu schonen und den Fortpflanzungsprozess auszusetzen, wenn die Umstände als belastend empfunden werden.

  3. Schilddrüsenstörungen: Sowohl eine Überfunktion (Hyperthyreose) als auch eine Unterfunktion (Hypothyreose) der Schilddrüse können den Menstruationszyklus beeinträchtigen. Die Schilddrüse reguliert zahlreiche Prozesse im Körper, und ein Ungleichgewicht in ihrer Funktion kann die Produktion von Geschlechtshormonen stören und so zur Amenorrhoe führen.

  4. Hyperprolaktinämie: Erhöhte Prolaktinwerte, die durch bestimmte Medikamente, Stress oder Hypophysentumore verursacht werden können, führen ebenfalls zum Ausbleiben der Menstruation. Das Hormon Prolaktin, das normalerweise die Muttermilchproduktion nach der Geburt anregt, kann bei erhöhtem Spiegel die Produktion von GnRH hemmen und dadurch die Menstruation unterdrücken.

  5. Vorzeitige Wechseljahre: Ein vorzeitiges Versagen der Eierstockfunktion kann ebenfalls eine sekundäre Amenorrhö verursachen. Wenn die Menopause vor dem 40. Lebensjahr eintritt, kann dies für die Betroffenen besonders emotional belastend sein und erfordert spezielle medizinische Unterstützung.

Wusstest du, dass ...

... bis zu 48 % der Frauen mit funktioneller hypothalamischer Amenorrhö bei einer Ultraschalluntersuchung polyzystische Ovarien aufweisen, ohne tatsächlich PCOS zu haben? Diese Überlappung zeigt, wie komplex die Zusammenhänge bei Menstruationsstörungen sein können und wie wichtig eine präzise Diagnose ist, um die passende Behandlung zu finden.

Ich habe keine Periode, aber auch kein PCOS - was habe ich dann?

Wenn du schlank bist, eine ausbleibende Menstruation hast und kein PCOS diagnostiziert wurde, könnte eine funktionelle hypothalamische Amenorrhö (FHA) die Ursache sein. Diese Art der Amenorrhö ist bei Frauen mit einem niedrigen Körperfettanteil, starkem Kaloriendefizit oder chronischem Stress häufig. FHA ist oft das Ergebnis eines „Überlebensmodus“, den der Körper aktiviert, um in stressigen oder ressourcenarmen Zeiten Energie zu sparen.

Frauen mit FHA zeigen oft Anzeichen wie trockene Haut, Müdigkeit, Kälteempfindlichkeit und niedrigen Blutdruck. Obwohl die Symptome auf einen hormonellen Ungleichstand hindeuten, haben diese Frauen keine strukturellen Anomalien oder hormonelle Störungen, die auf PCOS hinweisen würden.

Bringe Deine Hormone in Balance – für mehr Wohlbefinden und Gesundheit!

Wenn deine Periode ausbleibt, kann das auf unterschiedliche Ursachen zurückzuführen sein. Unser HORMONIC Care Programm bietet dir die Möglichkeit, die Ursachen für deine Beschwerden umfassend zu verstehen und anzugehen. Wir helfen dir, deinen Körper und deine hormonelle Gesundheit besser kennenzulernen und unterstützen dich mit evidenzbasierter Beratung bei PCOS, hypothalamischer Amenorrhö, Schilddrüsenproblemen und vielem mehr.

Buche jetzt dein kostenloses 15-minütiges Kennenlerngespräch und erfahre, wie wir dich auf deinem Weg zu einer stabilen hormonellen Balance begleiten können.

Jetzt kostenlosen Beratungstermin buchen

arrow-right

Take-Home-Message

Eine ausbleibende Periode ist ein Zeichen dafür, dass der Körper auf Stress oder hormonelle Ungleichgewichte reagiert. Während PCOS eine häufige Ursache für sekundäre Amenorrhoe ist, sollte gerade bei schlanken, sportlichen Frauen auch die Möglichkeit einer funktionellen hypothalamischen Amenorrhö in Betracht gezogen werden. Der Weg zurück zur regelmäßigen Menstruation hängt oft von einer Balance zwischen Körper und Geist ab, die durch Ernährungsanpassungen, Stressreduktion und ausreichend Schlaf erreicht wird.

Take-Home Messages:

  1. Ganzheitliche Diagnose: Amenorrhö hat vielfältige Ursachen. Eine umfassende Untersuchung ist wichtig, um den Auslöser zu finden.

  2. Zwei Formen der Amenorrhö: Primäre Amenorrhö ist meist genetisch bedingt, sekundäre entsteht häufig durch Lebensstilfaktoren wie Stress oder Diäten.

  3. Empfindliche HHO-Achse: Die Hormonsteuerung reagiert stark auf Stress, Schlafmangel und Kaloriendefizite, was den Zyklus beeinträchtigen kann.

  4. Funktionelle Amenorrhö (FHA): Häufig bei Frauen mit intensiver Aktivität und wenig Kalorienzufuhr. Der Körper fährt die Fortpflanzung herunter, um Energie zu sparen.

  5. PCOS vs. FHA: FHA kann ähnlich wie PCOS wirken. Eine genaue Diagnose ist notwendig, um die richtige Ursache zu identifizieren.

  6. Schilddrüsencheck: Probleme mit der Schilddrüse sind häufige Ursachen für das Ausbleiben der Periode und sollten abgeklärt werden.

  7. Symptome beachten: Trockene Haut, Müdigkeit und Kälteempfindlichkeit können Hinweise auf hormonelles Ungleichgewicht sein.

  8. Fitnesstrends vorsichtig betrachten: Intensiver Sport und strenge Diäten können die hormonelle Balance stören und den Zyklus beeinflussen.

  9. Zurück zur Balance: Ernährung, Schlaf und Stressabbau sind der Schlüssel, um den Menstruationszyklus zu stabilisieren.

Quellen: