Der medizinische Begriff Amenorrhoe beschreibt das vollständige Ausbleiben der Periode. Man unterscheidet grundsätzlich zwischen zwei Formen: der primären und der sekundären Amenorrhoe. Während die primäre Form eher selten vorkommt, tritt die sekundäre Amenorrhoe deutlich häufiger auf und betrifft etwa 3–4 % der Frauen im gebärfähigen Alter – eine Zahl, die angesichts moderner Lebensstilveränderungen vermutlich höher liegt.
Von primärer Amenorrhoe spricht man, wenn bei einem Mädchen bis zum 16. Lebensjahr keine Menstruation eingesetzt hat. Die Ursachen sind meist genetischer, hormoneller oder anatomischer Natur. Zu den häufigsten genetischen Ursachen gehören das Turner-Syndrom oder strukturelle Fehlbildungen der Fortpflanzungsorgane. Wenn bis zu diesem Alter keine Anzeichen der Pubertät auftreten, ist eine frühzeitige Diagnose wichtig, um gezielt nach den Ursachen zu suchen und eine passende Behandlung einzuleiten.
Die sekundäre Amenorrhoe betrifft Frauen, die bereits regelmäßig ihre Periode hatten, diese jedoch seit mindestens drei Monaten ausbleibt. Auslöser für diese Form der Amenorrhoe sind meist äußere Faktoren, die das hormonelle Gleichgewicht stören. Dazu gehören intensives Training, extreme Diäten oder strikte Kalorienrestriktionen, starker Gewichtsverlust oder psychischer Stress. Solche Belastungen können die Hypothalamus-Hypophysen-Ovar-Achse (HHO-Achse) beeinflussen, indem sie die Produktion des Gonadotropin-Releasing-Hormons (GnRH) hemmen. Dies führt dazu, dass der Körper die Ausschüttung von Hormonen wie FSH und LH verringert, die für den Eisprung und eine regelmäßige Menstruation erforderlich sind.
Das Ausbleiben der Periode bei sekundärer Amenorrhö ist oft ein Hinweis darauf, dass der Körper auf äußere Belastungen reagiert und den Zyklus als Schutzmechanismus vorübergehend herunterfährt. Aus evolutionärer Sicht war das Aussetzen der Menstruation in Zeiten von Hunger oder hohem Stress eine Maßnahme, um Energie zu sparen und die Fortpflanzung auf stabilere Zeiten zu verschieben.
Das vollständige Ausbleiben der Periode kann durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden, die oft in komplexer Weise miteinander interagieren. Diese Ursachen lassen sich in zwei Hauptkategorien unterteilen: organische und funktionelle Ursachen.
Organische Ursachen umfassen strukturelle oder genetische Störungen wie Fehlbildungen in den Fortpflanzungsorganen, Schilddrüsenprobleme oder genetische Anomalien. Funktionelle Ursachen hingegen sind häufig auf Umwelteinflüsse und den Lebensstil zurückzuführen. Zu diesen Einflüssen zählen intensive körperliche Aktivität, hoher psychischer Stress, strikte Kalorienrestriktionen oder Essstörungen.
Die Hypothalamus-Hypophysen-Ovarien-Achse (HHO-Achse) spielt eine zentrale Rolle bei der Steuerung des weiblichen Menstruationszyklus und ist dabei ein äußerst sensibles System. Der Hypothalamus im Gehirn reguliert die Hormonproduktion und reagiert schnell auf äußere Stressfaktoren oder eine negative Energiebilanz. Bei funktioneller Amenorrhoe – einer Form, bei der keine organische Ursache vorliegt – wird die Produktion des Gonadotropin-Releasing-Hormons (GnRH) reduziert. Dies führt zu einer verringerten Ausschüttung von Sexualhormonen, wodurch der Eisprung ausbleibt und die Menstruation gestoppt wird.
Ein faszinierender Aspekt der HHO-Achse ist ihre extreme Empfindlichkeit: Bereits leichte Veränderungen im Schlafmuster oder in der Ernährung können den Menstruationszyklus beeinflussen. Diese Reaktion des Körpers dient als Schutzmechanismus, der verhindern soll, dass der Körper unter Stressbedingungen zusätzliche Belastungen – wie eine Schwangerschaft – aufnehmen muss.