Neben den konventionellen Therapien zur Behandlung der Endometriose gewinnen
natürliche Ansätze
zunehmend an Bedeutung. Diese zielen darauf ab, den Hormonhaushalt wieder ins Gleichgewicht zu bringen und Entzündungen zu reduzieren. Vielleicht hast du schon einmal davon gehört, dass eine entzündungshemmende Ernährung - zum Beispiel reich an Omega-3-Fettsäuren und Antioxidantien - helfen kann, die Symptome zu lindern.
Ein spannendes Forschungsgebiet sind
Polyphenole
, eine Gruppe bioaktiver Verbindungen, die in vielen pflanzlichen Lebensmitteln vorkommen und entzündungshemmende, antioxidative und antiangiogene Eigenschaften besitzen.
Polyphenole
könnten eine wichtige Rolle bei der Linderung der Symptome der Endometriose und bei der Bekämpfung der Krankheit auf zellulärer Ebene spielen.
Einige Polyphenole haben sogar progesteronähnliche Wirkungen - wie Apigenin und Curcumin - und werden zunehmend zur Behandlung der Endometriose eingesetzt. Diese Ansätze wirken oft langsamer, bieten aber eine nachhaltigere Linderung und weniger Nebenwirkungen als Hormontherapien.
Polyphenole kommen in vielen pflanzlichen Lebensmitteln vor, unter anderem in Beeren, Zitrusfrüchten, Zwiebeln, Kurkuma und grünem Tee. Sie sind bekannt für ihre Fähigkeit, oxidative Stressmarker zu reduzieren, Entzündungen zu hemmen, hormonähnliche Wirkungen auszuüben und dadurch das Wachstum von Endometriosegewebe zu beeinflussen. Diese Verbindungen interagieren mit molekularen Prozessen, die an der Endometriose beteiligt sind, wie
Zellproliferation
,
Apoptose
,
Zelladhäsion
,
Invasion
und
Angiogenese
.
Besonders vielversprechend ist die Fähigkeit der Polyphenole, die
Östrogenaktivität zu modulieren
. Endometriose ist eine östrogenabhängige Erkrankung, und viele Polyphenole wirken als Phytoöstrogene, die auf natürliche Weise Östrogenrezeptoren beeinflussen können. Dies ist von besonderer Bedeutung, da die Verwendung von
Phytoöstrogenen
dazu beitragen könnte, die Auswirkungen von Östrogen auf das Wachstum von Endometrioseherden zu verringern.
Das sind die Polyphenole, die in Studien vielversprechende Effekte bei Endometriose gezeigt haben:
Quercetin ist ein natürliches Flavonoid, das in vielen Obst- und Gemüsesorten wie Zwiebeln, Äpfeln, Beeren und Paprika vorkommt. Studien zeigen, dass Quercetin stark entzündungshemmend wirkt und das Wachstum von Endometriosegewebe hemmt. Es hilft, den oxidativen Stress im Körper zu reduzieren, der die Entzündung und das Fortschreiten der Endometriose verstärken kann.
Tierstudien
haben gezeigt, dass Quercetin nicht nur die Größe der Endometrioseherde reduziert, sondern auch die Entzündungsmarker im Blut senkt. Ein weiterer Vorteil von Quercetin im Vergleich zu herkömmlichen Therapien ist, dass es keinen negativen Einfluss auf die Hormonproduktion (Östrogen und Progesteron) hat, was es zu einer vielversprechenden Ergänzung bei der Behandlung von Endometriose macht.
In einer
kleinen klinischen Studie
an Frauen mit Endometriose wurde eine deutliche Linderung der Schmerzen und Symptome beobachtet, nachdem sie Quercetin als Nahrungsergänzung eingenommen hatten. Außerdem wurde festgestellt, dass Quercetin Entzündungsmarker im Blut senkt und die Größe der Endometrioseherde reduziert. Dies deutet darauf hin, dass Quercetin eine sinnvolle Ergänzung zu anderen Therapien sein könnte, um die Symptome der Endometriose zu lindern.
Curcumin, der aktive Wirkstoff aus Kurkuma, ist für seine stark entzündungshemmenden und antioxidativen Eigenschaften bekannt.
Studien
zeigen, dass Curcumin das Wachstum von Endometriosezellen hemmt, indem es die Entzündungen reduziert und die Bildung neuer Blutgefäße (Angiogenese) in den betroffenen Bereichen verhindert. Es wirkt also auf verschiedene Mechanismen, die zur Ausbreitung von Endometriose beitragen.
In
Untersuchungen
wurde festgestellt,dass Curcumin auch den Östrogenspiegel senkt, was das Wachstum der Endometriosezellen bremst. Darüber hinaus hilft Curcumin, Endometriosezellen in den Zelltod" zu versetzen, wodurch sie nicht weiter wachsen oder sich vermehren. In
Tierstudien
hat sich gezeigt, dass Curcumin die Größe der Endometrioseherde und die damit verbundenen Schmerzen deutlich verringern kann.
In einer klinischen Studie in Wien wird derzeit untersucht, wie Curcumin als Nahrungsergänzungsmittel bei Frauen mit Endometriose die Schmerzen lindern und die Lebensqualität verbessern kann. Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend, denn Curcumin wirkt auf natürliche Weise gegen die Entzündungsprozesse, die die Endometriose verschlimmern
(Clinical
Trials.gov
ID: NCT04150406).
Apigenin kommt in Obst wie Äpfeln, Trauben und Orangen sowie in Gemüse wie Zwiebeln, Petersilie und Sellerie vor.
Wissenschaftler
sehen in Apigenin einen vielversprechenden Wirkstoff zur Vorbeugung und Behandlung verschiedener Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Auch bei Fortpflanzungsstörungen wie Endometriose wird Apigenin als möglicher Therapieansatz untersucht.
Apigenin wirkt auf verschiedene Weise: Es kann das Zellwachstum verlangsamen, den programmierten Zelltod (Apoptose) auslösen, Entzündungen reduzieren und zellschädigende freie Radikale neutralisieren.
Studien
haben gezeigt, dass Apigenin das Wachstum von Endometriosezellen reduziert und den Zelltod in diesen Zellen fördert. Dabei beeinflusst es wichtige Proteine, die für Zellwachstum und Entzündungen verantwortlich sind.
In weiteren Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass Apigenin
Entzündungsreaktionen
in Endometriosezellen abschwächt und die Produktion von Entzündungsstoffen wie TNF-α und COX-2 reduziert, die zum Fortschreiten der Endometriose beitragen. In Tierversuchen hat Apigenin auch das Volumen von Endometrioseherden und die damit verbundene Entzündung reduziert.
EGCG ist ein starkes Antioxidans, das hauptsächlich in grünem Tee vorkommt. Es hat in verschiedenen
Studien
gezeigt, dass es das Wachstum und die Ausbreitung von Endometriosegewebe hemmt. Besonders bemerkenswert ist, dass EGCG die Bildung neuer Blutgefäße in Endometrioseherden verringert, indem es den Wachstumsfaktor VEGF hemmt, der für die Versorgung der Herde mit Nährstoffen verantwortlich ist. Dadurch wird das Fortschreiten der Endometriose verlangsamt.
Zusätzlich zeigen
Studien
, dass EGCG gezielt die Vermehrung und das Überleben von Endometriosezellen beeinflusst, indem es deren Zellwachstum stoppt und den Zelltod fördert. Im Vergleich zu normalen Zellen reagierten die Endometriosezellen besonders empfindlich auf die Behandlung mit EGCG. Erste klinische Studien in Hongkong untersuchen nun, ob EGCG in Form von hochreinem grünen Tee-Extrakt auch bei Patientinnen mit Endometriose wirksam ist, indem es die Größe der Endometrioseherde und die Symptome wie Schmerzen reduziert (Clinical Trials ID: NCT02832271).