Hormonell bedingte Akne: Was Frauen wissen sollten

Akne ist eine entzündliche Hauterkrankung, die weit über die Pubertät hinausgeht: 22 % der Frauen sind auch im Erwachsenenalter von Akne betroffen. Frauen leiden häufig unter Akneausbrüchen im unteren Gesichtsbereich und im Kieferbereich, insbesondere vor der Menstruation. Diese Form der Akne, die als „adult female acne“ (AFA) bezeichnet wird, wird zunehmend als hormonell bedingt verstanden, wobei Androgene eine zentrale Rolle spielen. Das Konzept der Haut als endokrines Organ hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen, da deutlich wurde, dass die Haut nicht nur Zielorgan, sondern auch Produzent und Modulator von Hormonen ist. Doch wie genau tragen Hormone zu Hautunreinheiten bei und welche natürlichen Ansätze gibt es, diese zu bekämpfen?

Eine Frau in Berufskleidung spricht auf einer Bühne in ein Mikrofon, während hinter ihr eine Präsentation läuft.

Written by

Lisa Emmer, MD

Eine Frau in einem Handtuch untersucht ihr Gesicht nach hormonell bedingter Akne. Der Text lautet Hormonell bedingte Akne: Was Frauen wissen sollten.

Wie verursachen Hormone Hautunreinheiten?

Hormone, insbesondere Androgene wie Testosteron und Dihydrotestosteron (DHT), spielen eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Akne und Hautunreinheiten. Die Haut ist nicht nur passiver Empfänger, sondern auch aktiver Produzent und Regulator dieser Hormone. Das bedeutet, dass Androgene direkt in der Haut produziert werden und dort wirken können, unabhängig davon, ob die Androgenspiegel im Blut insgesamt erhöht sind oder nicht. Diese Erkenntnis ist besonders relevant für die Behandlung von Akne bei Frauen, die zwar Hautunreinheiten, aber keine systemisch erhöhten Androgenspiegel im Blut haben. Entscheidend ist nämlich das lokale Milieu der Haut.

Androgene stimulieren die Talgdrüsen der Haut zu einer Überproduktion von Talg. Diese Überproduktion kann die Poren verstopfen und die Ansammlung abgestorbener Hautzellen begünstigen, was zur Bildung von Mitessern und entzündlichen Akneläsionen führt. Außerdem fördern Androgene die Verhornung der Hautzellen, was ebenfalls zur Verstopfung der Poren beiträgt.

Eine Person mit hormonell bedingter Akne mit einem Handtuch auf dem Kopf trägt Creme auf ihr zu Akne neigendes Gesicht auf. Text: Hormonelle Akne.

Ein weiterer entscheidender Faktor ist das Bakterium Cutibacterium acnes (früher Propionibacterium acnes). Dieses Bakterium besiedelt die Haarfollikel der Haut und trägt wesentlich zur Entstehung der entzündlichen Akneläsionen bei. In einem fettigen Milieu, wie es durch übermäßige Talgproduktion entsteht, vermehrt sich C. acnes und produziert Enzyme und freie Fettsäuren, die Entzündungen hervorrufen und das Wachstum der Hautzellen anregen. Diese Prozesse führen zur Verstopfung der Poren und begünstigen die Bildung von Mitessern und entzündeten Pickeln. Darüber hinaus kann C. acnes einen Biofilm auf der Hautoberfläche bilden, der die Hautzellen zu übermäßiger Verhornung anregt und damit das Risiko für weitere Hautunreinheiten erhöht.

Frauen mit polyzystischem Ovarialsyndrom (PCOS) sind besonders anfällig für hormonell bedingte Akne, da sie häufig auch systemisch erhöhte Androgenspiegel aufweisen. Hormonell bedingte Akne betrifft jedoch nicht ausschließlich Frauen mit diagnostiziertem Hormonungleichgewicht. Auch Frauen mit normalen Androgenspiegeln im Blut können aufgrund einer erhöhten Empfindlichkeit der Haut gegenüber diesen Hormonen Akne entwickeln.

Welchen Einfluss nimmt die Ernährung auf hormonell bedingte Akne?

Immer mehr Studien zeigen - was wir ja alle insgeheim wissen - dass die Ernährung eine wichtige Rolle bei der Entstehung und Verschlimmerung von Akne spielt. Eine Ernährung, die reich an Milchprodukten, raffinierten Kohlenhydraten und gesättigten Fetten ist, kann den Insulinspiegel und den Insulin-ähnlichen Wachstumsfaktor 1 (IGF-1) erhöhen, was die Produktion von Androgenen anregt und dadurch Akneläsionen verschlimmern kann. Insbesondere Milch aus Massentierhaltung enthält Steroide wie Vorstufen von Dihydrotestosteron (DHT), die direkt zur Entstehung von Akne beitragen können.

Auch der Verzehr von Nahrungsmitteln mit hohem glykämischen Index (GI) wie Zucker und Weißmehlprodukten kann langfristig zu einer Fehlregulation der Insulinausschüttung und zu einer verminderten Insulinempfindlichkeit führen. Dies fördert zusätzlich die Talgproduktion und das Entzündungspotenzial der Haut. Darüber hinaus zeigen Studien, dass eine westliche Ernährung, die reich an Omega-6-Fettsäuren und arm an Omega-3-Fettsäuren ist, Entzündungsprozesse in der Haut verstärken kann, was zur Akneentstehung beiträgt.

Eine Person schreibt in ein Notizbuch mit frischem Gemüse, Obst und einem Glas Saft auf dem Tisch, um hormonell bedingter Akne entgegenzuwirken.

Natürliche Möglichkeiten zur Ergänzung oder zum Ersatz konventioneller

Wenn du dich fragst, wie du Akne auf natürliche Weise bekämpfen kannst, gibt es mehrere Möglichkeiten:

  • Diät und Ernährung anpassen

Eine Ernährung mit niedrigem glykämischen Index kann helfen, den Blutzuckerspiegel stabil zu halten und Insulinspitzen zu vermeiden, die die Androgenproduktion anregen können. Vermeide Zucker und raffinierte Kohlenhydrate und bevorzuge stattdessen Lebensmittel, die reich an Ballaststoffen sind wie Vollkornprodukte, Gemüse und Hülsenfrüchte.

Omega-3-Fettsäuren, die in fettem Fisch, Leinsamen und Walnüssen enthalten sind, haben entzündungshemmende Eigenschaften, die Akneausbrüche reduzieren können. Auf Milchprodukte muss nicht gänzlich verzichtet werden, aber ein bewusster Umstieg auf rein biologische Milchprodukte und einzelne Substitutionsschritte wie das Ersetzen von Milch durch Pflanzenmilch können bereits zu einer deutlichen Verbesserung des Hautbildes führen.

  • Pflanzliche Wirkstoffe gezielt einsetzen

Pflanzliche Wirkstoffe wie Resveratrol, Quercetin und EGCG (Epigallocatechingallat) besitzen starke antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften. Sie helfen von innen heraus, Entzündungsreaktionen zu reduzieren und die Hautbarriere zu stärken. Sie neutralisieren freie Radikale und reduzieren oxidativen Stress, der entzündliche Akne aufrechterhält.

  • Probiotika zur Unterstützung des Hautmikrobioms:

Eine gesunde Darmflora ist nicht nur für die Verdauung wichtig, sondern kann auch das Hautmikrobiom positiv beeinflussen. Probiotika in fermentierten Lebensmitteln wie Joghurt, Kefir, Sauerkraut und Kimchi fördern nicht nur ein gesundes Gleichgewicht der Darmbakterien, sondern auch der Hautbakterien und können dazu beitragen, Entzündungen und die Häufigkeit von Akneausbrüchen zu reduzieren. Ein starkes und vielfältiges Hautmikrobiom kann die Überwucherung von C. acnes verhindern und so die Entstehung von Akne hemmen.

Nahaufnahme des Gesichts einer Person mit geschlossenen Augen, die einen Serumtropfer auf die Stirn aufträgt.
  • Neue topische Akne-Behandlungen

Neuere Entwicklungen wie Clascoterone 1% Creme (Winlevi®) bieten eine topische antiandrogene Behandlungsoption, die kürzlich für die Behandlung von Akne zugelassen wurde. Sie wirkt, indem sie die Androgenrezeptoren auf der Haut blockiert und dadurch die lokale Talgproduktion und die Produktion entzündlicher Zytokine reduziert. Die Creme bietet eine neue, zielgerichtete Behandlungsmöglichkeit für Männer und Frauen ab 12 Jahren. Bei Hautunreinheiten als "Hauptproblem" muss nicht sofort auf traditionelle Hormontherapien wie kombinierte orale Kontrazeptiva und Spironolacton zurückgegriffen werden, die neben der antiandrogenen Wirkung auch Nebenwirkungen haben.

  • Weniger ist mehr

Wähle duftstofffreie Kosmetika und Reinigungsprodukte mit einer möglichst kurzen und transparenten Liste der Inhaltsstoffe. Achte auf Seren, die Inhaltsstoffe wie Squalene, Vitamin C, Salicylsäure und Niacinamid enthalten. Diese Inhaltsstoffe wirken hautberuhigend, antioxidativ und entzündungshemmend. Squalene stärkt die Hautbarriere und spendet Feuchtigkeit, während Vitamin C als starkes Antioxidans die Haut aufhellt und vor freien Radikalen schützt. Salicylsäure ist ein bewährtes Mittel gegen Akne, das die Poren öffnet und die Hauterneuerung fördert. Niacinamid hilft, Rötungen zu reduzieren, die Hautstruktur zu verbessern und den Feuchtigkeitsgehalt der Haut zu erhöhen.

  • Mechanische Reinigung der Haut

Die regelmäßige Entfernung abgestorbener Hautschuppen ist entscheidend, um Poren frei zu halten und die Hautatmung zu fördern. Methoden wie das sanfte Peeling mit einer Naturhaarbürste oder einem Minirasierer helfen, abgestorbene Hautzellen abzutragen und die Hautoberfläche zu glätten. Chemische Peelings, insbesondere solche mit Mandelsäure, sind ebenfalls effektiv. Mandelsäure ist eine sanfte Alpha-Hydroxysäure (AHA), die tief in die Poren eindringt und dabei hilft, Talgansammlungen zu lösen, ohne die Haut zu reizen. Diese Peelingmethoden können die Hauttextur verbessern und das Risiko von Akneausbrüchen reduzieren, indem sie die Poren sauber halten und die Zellerneuerung fördern.

Klare Ampullen im Hintergrund mit einer Auflistung verschiedener Substanzen wie Resveratrol und Vitamin C.

Wusstest du, dass ...

... dass Stress ebenfalls eine erhebliche Rolle bei der Entstehung von hormoneller Akne spielen kann? Bei Stress setzt der Körper verstärkt Cortisol frei, ein Hormon, das die Talgdrüsenaktivität steigern kann. Diese erhöhte Talgproduktion führt zu einer größeren Wahrscheinlichkeit für verstopfte Poren und Entzündungen. Darüber hinaus kann Stress auch den Hormonhaushalt stören, insbesondere durch die Beeinflussung der Produktion von Androgenen, die ebenfalls an der Entstehung von Akne beteiligt sind.

Fazit: Ein ganzheitlicher und natürlicher Ansatz gegen hormonell bedingte Akne

Hormonelle Akne bei Frauen ist mehr als ein kosmetisches Problem und erfordert einen vielschichtigen Ansatz. Die Kombination aus einer ausgewogenen Ernährung, natürlichen Wirkstoffen, gezielten hormonellen Behandlungen und der Vermeidung hormonstörender Substanzen kann dir helfen, deine Haut in den Griff zu bekommen.

  1. Verstehe die hormonelle Basis deiner Akne: Hormonelle Ungleichgewichte sind eine häufige Ursache für Akne bei Frauen, und die Haut kann als endokrines Organ direkt auf Hormone reagieren.

  2. Setze auf eine ganzheitliche Behandlung: Ergänze konventionelle Therapien mit natürlichen Ansätzen wie einer angepassten Ernährung, Probiotika und pflanzlichen Mitteln.

  3. Sei vorsichtig mit hormonstörenden Substanzen: Vermeide Xenoöstrogene in Kosmetika, um dein hormonelles Gleichgewicht nicht zusätzlich zu belasten.

  4. Kombiniere verschiedene Strategien: Der beste Weg, hormonelle Akne zu bekämpfen, ist eine Kombination aus Ernährung, Lebensstil und gezielter hormoneller Behandlung. Überlege dir, welche Ansätze für dich am besten funktionieren könnten.

Indem du diese Strategien befolgst, kannst du nicht nur deine Hautgesundheit verbessern, sondern auch dein allgemeines Wohlbefinden steigern. Deine Haut ist ein Spiegelbild deiner inneren Gesundheit – pflege sie mit Sorgfalt und Wissen.

Quellen:

Ramsis T et al., 2024

Li Y et al., 2024

Lipson J, 2024