Polyphenole: Die Zukunft der PCOS-Therapie?

Das polyzystische Ovarsyndrom (PCOS) ist eine der häufigsten endokrinen Störungen bei Frauen und betrifft bis zu jede fünfte Frau . Die Diagnose dieser komplexen hormonellen Störung basiert auf Symptomen, die durch einen Androgenüberschuss und eine ovarielle Dysfunktion verursacht werden. Dies führt zu einem Ausbleiben des Eisprungs und häufig zu polyfollikulären Ovarien im Ultraschall. PCOS wird mit Insulinresistenz, Dyslipidämie, Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht und wirkt sich auf viele Aspekte der Gesundheit von Frauen aus. Neueste Studien zeigen, wie Polyphenole in diesem komplexen Krankheitsbild helfen können, nicht nur Symptome zu lindern, sondern auch die zugrunde liegenden Ursachen zu bekämpfen.

Eine Frau in Berufskleidung spricht auf einer Bühne in ein Mikrofon, während hinter ihr eine Präsentation läuft.

Written by

Lisa Emmer, MD

Hintergrundinformationen zu Blaubeeren mit deutschem Text über Polyphenole als neue Therapie für PCOS.

Was sind Polyphenole?

Polyphenole sind eine vielfältige Gruppe von bioaktiven Verbindungen, die in vielen Pflanzen vorkommen. Sie sind bekannt für ihre antioxidativen, entzündungshemmenden und gesundheitsfördernden Eigenschaften. Polyphenole tragen zur Farbe, zum Geschmack und zum Schutz der Pflanzen bei, indem sie sie vor Schäden durch UV-Strahlung und Krankheitserreger schützen.

Polyphenole werden in mehrere Hauptkategorien unterteilt. Eine der bedeutendsten Kategorien sind die Flavonoide, zu denen Verbindungen wie Quercetin, Kaempferol und Catechine gehören. Diese sind in einer Vielzahl von Früchten und Gemüsen sowie in Getränken wie Tee und Rotwein zu finden. Flavonoide zeichnen sich durch ihre starken antioxidativen und entzündungshemmenden Wirkungen aus und spielen eine wichtige Rolle bei der Verbesserung der kardiovaskulären Gesundheit.

Eine weitere wichtige Kategorie sind die Phenolsäuren, zu denen Kaffeesäure und Ferulasäure zählen. Diese Verbindungen kommen häufig in Kaffee, Vollkornprodukten und verschiedenen Obstsorten vor. Phenolsäuren sind bekannt für ihre antioxidativen Effekte und ihre Unterstützung der Verdauungsgesundheit.

Die Stilbene bilden eine weitere Gruppe von Polyphenolen, wobei Resveratrol der bekannteste Vertreter ist. Resveratrol findet sich hauptsächlich in Trauben, Rotwein und Beeren und hat sich als besonders wirksam im Schutz der Herzgesundheit erwiesen.

Zu den Lignanen gehören Verbindungen wie Secoisolariciresinol und Matairesinol, die hauptsächlich in Leinsamen, Vollkornprodukten und Sesamsamen vorkommen. Lignane haben hormonregulierende Effekte und unterstützen die Gesundheit des Verdauungssystems.

Polyphenole bieten eine Vielzahl von gesundheitlichen Vorteilen, die sie zu einem wertvollen Bestandteil der Ernährung machen. Ihre antioxidative Wirkung hilft, freie Radikale zu neutralisieren und Zellen vor oxidativem Stress und Schäden zu schützen. Sie haben auch entzündungshemmende Effekte, die zur Vorbeugung chronischer Krankheiten beitragen können. Darüber hinaus verbessern Polyphenole die kardiovaskuläre Gesundheit, indem sie den Blutdruck senken, die Funktion der Blutgefäße verbessern und das Risiko von Herzerkrankungen verringern. Einige Polyphenole verbessern die Insulinsensitivität und helfen, den Blutzuckerspiegel zu regulieren, was besonders bei der Prävention und Behandlung von Typ-2-Diabetes wichtig ist. Ihre antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften tragen zudem zur Krebsprävention bei. Darüber hinaus können Polyphenole die kognitive Funktion verbessern und das Risiko neurodegenerativer Erkrankungen verringern.

Die Herausforderungen der aktuellen PCOS-Therapien

Die derzeitigen pharmakologischen, leitliniengerechten Behandlungsmöglichkeiten von PCOS sind durch ihren engen therapeutischen Bereich, Nebenwirkungen und ihren symptomlindernden, aber mangelnden kausalen Ansatz begrenzt. Orale Kontrazeptiva beispielsweise sind rein symptomatisch und verbergen die Symptome, während die zugrunde liegenden Probleme weiterhin bestehen.

Lebensstiländerungen wie Gewichtsreduktion, Ernährungsanpassung und körperliche Bewegung sind zwar evidenzbasierte Interventionsoptionen, reichen aber oft allein nicht aus, um die Symptome in den Griff zu bekommen. Daher sind neue, effektivere Behandlungsansätze erforderlich.

In Bezug auf das polyzystische Ovarsyndrom (PCOS) haben Polyphenole gezeigt, dass sie helfen können, einige der zentralen Ursachen dieser Störung zu adressieren. Ihre Fähigkeit, die Insulinresistenz zu verbessern, Entzündungen zu reduzieren und dadurch den Hormonhaushalt zu modulieren, macht sie zu einer vielversprechenden Therapieoption bei PCOS.

Polyphenole als vielversprechende therapeutische Alternative

Polyphenole haben sich aufgrund ihrer potenziell positiven Effekte auf den Body Mass Index (BMI), die Modulation des Hormonspiegels und die Verringerung der Insulinresistenz bei PCOS als vielversprechende therapeutische Alternative herausgestellt . Diese Vorteile sind auf die antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften der Polyphenole zurückzuführen.

Ein kürzlich durchgeführtes systematisches Review mit 15 analysierten randomisierten kontrollierten Studien und 916 Frauen mit PCOS verglichen die Wirksamkeit von Polyphenolen im Vergleich zu Placebo. Die untersuchten Polyphenole umfassten Curcumin, Quercetin, Resveratrol, Soja-Isoflavone, Sojaprotein, grüner Tee und Oligopin. Die Haupterkenntnisse waren:

  • Polyphenole reduzierten signifikant den Insulinspiegel

  • Polyphenole reduzierten signifikant den BMI

  • und Polyphenole reduzierten signifikant den LH-Spiegel im Vergleich zu Placebo

Flussdiagramm zur Veranschaulichung der Vorteile von Polyphenolen: reduziert Entzündungen, Insulin und oxidativen Stress.

Welche Polyphenole wirken bei PCOS?

Quercetin

Quercetin, das vor allem in Zwiebeln, Grapefruit und Beeren vorkommt, wurde in zahlreichen Studien auf seinen möglichen Nutzen bei PCOS untersucht. Präklinische Studien zeigten eine Verringerung des BMI , der Serumandrogenen und der Serumlipide . Klinische Studien an Frauen mit PCOS, die Quercetin einnahmen, zeigten eine signifikante Senkung des Testosteron- und LH-Spiegels . In-vitro- und In-vivo-Studien deuten außerdem darauf hin, dass Quercetin die Adiponectinspiegel erhöhen könnte, was zu einer verbesserten Insulinsensitivität, Entzündungshemmung und Verbesserung des Fettstoffwechsels in Muskel- und Leberzellen führen könnte.

Pulverförmiges Quercetin mit ausgewiesenen Vorteilen: antidiabetisch, antioxidativ, blutfett- und zuckersenkend.

Resveratrol

Das Polyphenol Resveratrol, das hauptsächlich in Blaubeeren und Weintrauben vorkommt, hat ebenfalls potenzielle Vorteile bei der Behandlung von PCOS. Eine kürzlich veröffentlichte Meta-Analyse zeigte eine signifikante Senkung des BMI, der LH- und DHEA -Spiegel bei der Anwendung zur Behandlung des PCOS. Banaszewska et al. und Bahramrezaie et al. berichteten über Reduktionen der Gesamttestosteron- und DHEA-Spiegel bei Frauen mit PCOS, die mit Resveratrol behandelt wurden, sowie über beobachtete Effekte auf die Insulinresistenz. Darüber hinaus fanden Mansour et al. signifikante Verbesserungen der Menstruationsfrequenz und des Haarausfalls.

Bild eines Pulvers mit der Aufschrift „Resveratrol“ mit fünf deutschen Bildunterschriften, die seine Vorteile beschreiben.

Soja-Isoflavone

Soja-Isoflavone haben nicht nur potenzielle therapeutische Effekte auf verschiedene hormonelle Dysfunktionen wie symptomatische Menopause und Osteoporose gezeigt, sondern auch eine statistisch signifikante Senkung des Gesamt-Testosteronspiegels bei Frauen mit PCOS , die mit Soja-Isoflavonen behandelt wurden, im Vergleich zu Placebo. Jamilian et al. berichteten über positive Effekte von Soja-Isoflavonen auf die Insulinresistenz, den Gesamt-Testosteronspiegel, das Lipidprofil (insbesondere Triglyceride und VLDL) und den freien Androgenindex (FAI). Die Ergänzung mit Sojaprotein führte bei Frauen mit PCOS zu einer signifikanten Reduktion von Nüchternblutzucker, Gesamttestosteron, Insulin, Triglyceriden und VLDL, wie von Karamali et al. gezeigt wurde.

Pulver mit der Bezeichnung „Soja-Isoflavone“ mit folgenden Vorteilen: antidiabetisch, blutfettsenkend, knochenstärkend.

Wusstest du, dass ...

...es mehr als 8000 Polyphenole gibt, die bisher untersucht wurden? Diese pflanzlichen Verbindungen, die in einer Vielzahl von Lebensmitteln vorkommen, zeigen beeindruckende gesundheitliche Vorteile, insbesondere bei der Behandlung von PCOS.

Gemeinsam stärker: Die Kraft der Synplementation

Polyphenole zeigen insbesondere in Kombination eine hohe Wirksamkeit und wirken synergistisch. Ihre optimale Wirkung entfalten sie, wenn sie zusammen und in Kombination mit bestimmten Hilfsstoffen aufgenommen werden. Dies umfasst:

  • Carrier : Fette oder Whey-Protein als Träger

  • Zustand im Körper : Temperatur, pH-Wert

  • Polyphenol-Hilfsstoffe : Magnesium, Vitamin C, Folat, Zink, Chrompicolinat, Ballaststoffe (Inulin)

Um die maximale Wirkung von Polyphenolen und anderen bioaktiven Substanzen bei der Behandlung von PCOS und hormonellen Störungen zu erzielen, haben wir das Konzept der Synplementation entwickelt. Dieses Konzept basiert auf der Kombination sich gegenseitig synergistisch verstärkender Wirkstoffe, um eine optimale Absorption, Bioverfügbarkeit und Effektivität zu gewährleisten:

  1. Zink : Zink ist essentiell für die Regulation des Insulinsignalsystems, die Funktion der Beta-Zellen im Pankreas und die antioxidative Abwehr. Zink wirkt synergistisch mit Vitamin C und Vitamin B6, um die Insulinsensitivität zu verbessern und den oxidativen Stress zu reduzieren.

  2. Magnesium :

    Magnesium unterstützt die Muskel- und Nervenfunktion, reguliert den Blutzuckerspiegel und trägt zur Synthese von Proteinen, Knochen und DNA bei. In Kombination mit Zink und Vitamin D verbessert Magnesium die Insulinsensitivität und reduziert Entzündungen.

  3. Vitamin C :

    Vitamin C ist ein starkes Antioxidans, das freie Radikale neutralisiert und die Immunfunktion stärkt. Vitamin C verstärkt die Wirkung von Zink und verbessert die Absorption von Eisen und Folsäure, was für die Zellfunktion und Energieproduktion wichtig ist.

  4. Folat (Vitamin B9) : Folat ist entscheidend für die DNA-Synthese und Reparatur sowie für die Zellteilung. Folat wirkt zusammen mit Vitamin B12 und Vitamin B6, um die Homocysteinspiegel zu senken und das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu reduzieren.

  5. Chrompicolinat :

    Chrom verbessert die Insulinwirkung und hilft, den Blutzuckerspiegel zu regulieren.

    Chrom in Kombination mit Zink und Magnesium unterstützt die Glukoseaufnahme und verbessert die Insulinempfindlichkeit.

  6. Ballaststoffe (Inulin) :

    Inulin fördert die Darmgesundheit, indem es das Wachstum nützlicher Darmbakterien unterstützt und die Verdauung verbessert. Inulin verstärkt die Absorption von Kalzium und Magnesium und unterstützt die Blutzuckerkontrolle durch die Verlangsamung der Glukoseaufnahme.

Durch die Anwendung unseres Synplementationskonzepts, das die Kombination dieser synergistisch wirkenden Hilfsstoffe umfasst, können wir eine maximale therapeutische Wirkung erzielen und die Behandlungsergebnisse für Frauen mit PCOS und hormonellen Störungen optimieren.

Bunte Farbexplosion mit Text: „SYNPLEMENTATION“ und Leistungsbeschreibungen auf Deutsch.

Reichen Polyphenole aus der Nahrung?

Polyphenole sind eine große Gruppe von pflanzlichen Verbindungen, die in vielen Lebensmitteln vorkommen. Sie sind bekannt für ihre gesundheitlichen Vorteile, insbesondere bei der Behandlung von PCOS. Hier sind einige der Lebensmittel, die reich an Polyphenolen sind:

  1. Nüsse : Walnüsse, Haselnüsse und Mandeln

  2. Früchte und Beeren : Heidelbeeren, Himbeeren, Erdbeeren, Brombeeren, Äpfel, Trauben, Kirschen, Orangen und Pflaumen

  3. Gemüse : Spinat, Zwiebeln, Brokkoli und Grünkohl

  4. Getränke : Grüner Tee, schwarzer Tee, Kaffee und Rotwein

  5. Gewürze und Kräuter : Kurkuma (Curcumin), Zimt, Oregano, Basilikum und Löwenzahn

  6. Schokolade : Dunkle Schokolade und rohes Kakaopulver

  7. Hülsenfrüchte : Sojabohnen und andere Bohnenarten

Während eine polyphenolreiche Ernährung gesundheitliche Vorteile bietet, ist es oft schwierig, therapeutische Mengen allein durch die Nahrung aufzunehmen. Um die in Studien verwendeten Mengen von jeweils etwa 1000 mg Quercetin, Resveratrol oder Curcumin zu erreichen, müsste man große Mengen dieser Lebensmittel konsumieren.

Beispielhafte Mengen, um 1000 mg Polyphenole aufzunehmen:

  1. Quercetin in Äpfeln und Zwiebeln : Ein mittelgroßer Apfel enthält etwa 10 mg Quercetin. Um 1000 mg Quercetin aufzunehmen, müsste man etwa 100 Äpfel essen. Eine mittelgroße Zwiebel enthält etwa 50 mg Quercetin. Um 1000 mg zu erreichen, wären etwa 20 Zwiebeln erforderlich.

  2. Resveratrol in Rotwein : Ein Glas Rotwein (150 ml) enthält etwa 2 mg Resveratrol. Um 1000 mg Resveratrol aufzunehmen, müsste man etwa 500 Gläser Rotwein trinken, was mit dem Leben aufgrund des Alkoholgehalts natürlich nicht vereinbar wäre. Eine Portion (160 g) rote Trauben enthält etwa 0.2 mg Resveratrol. Um 1000 mg zu erreichen, müsste man etwa 5000 Portionen Trauben essen.

  3. Curcumin in

    Kurkuma : Ein Teelöffel (3 g) Kurkumapulver enthält etwa 200 mg Curcumin. Um 1000 mg Curcumin zu erreichen, müsste man etwa 5 Teelöffel Kurkumapulver konsumieren - theoretisch möglich, aber bestimmt nicht genießbar.

Take-Home-Message zu Polyphenole

  • Es besteht ein Bedarf an neuen, effektiveren Behandlungsansätzen beim PCOS, die sowohl Symptome lindern als auch die Ursachen bekämpfen

  • Polyphenole haben sich als vielversprechende therapeutische Alternative erwiesen, da sie den Body Mass Index (BMI), die Hormonspiegel und die Insulinresistenz positiv beeinflussen können

  • Quercetin : Reduziert BMI, Testosteron- und LH-Spiegel und könnte die Adiponectinspiegel erhöhen

  • Resveratrol : Reduziert BMI, LH- und DHEA-Spiegel und zeigt positive Effekte auf die Insulinresistenz

  • Soja-Isoflavone : Reduzieren den Gesamt-Testosteronspiegel und verbessern die Insulinresistenz und das Lipidprofil

  • Polyphenole wirken besonders effektiv in Kombination und benötigen spezifische Hilfsstoffe wie Fette, Whey-Protein, Magnesium, Vitamin C, Folat, Zink, Chrompicolinat und Ballaststoffe, um optimal zu funktionieren

  • Polyphenole sind in vielen Lebensmitteln wie Beeren, Nüssen, Früchten, Gemüse, Tee, Kaffee, Schokolade und Gewürzen enthalten

  • Es ist oft schwierig, therapeutische Mengen von Polyphenolen allein durch die Nahrung aufzunehmen. Supplemente können eine effiziente Methode sein, um die benötigten Mengen zu erreichen

Quellen:

March WA et al., 2010

Heshmati J et al., 2020

Chiva-Blanch G et al., 2017

Ditano-Vazquez et al., 2019

Almeida Balierio CC et al., 2024