Lipödem: Welche Ursachen dahinterstecken, und was wirklich hilft

Das Lipödem ist mehr als nur eine Fettverteilungsstörung – es beeinflusst dein Leben auf vielfältige Weise. Schmerzen, Schwellungen und hormonelle Ungleichgewichte wie Östrogendominanz und Progesteronmangel stehen oft im Mittelpunkt - ohne, dass du es weißt. Doch es gibt Wege, dein Lipödem zu verstehen und aktiv zu managen. In diesem Artikel erfährst du die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse, von Ernährung bis zu Therapien, und wie du wieder mehr Kontrolle über deinen Körper gewinnen kannst.

Eine Frau in Berufskleidung spricht auf einer Bühne in ein Mikrofon, während hinter ihr eine Präsentation läuft.

Written by

Lisa Emmer, MD

Lipödem: Wenn dein Körper dir ein Rätsel aufgibt

Trotz einer geschätzten Häufigkeit von 10-20 % wird das Lipödem häufig nicht oder falsch diagnostiziert – mit erheblichen Folgen für die Betroffenen. Kennst du das Gefühl, dass dein Körper nicht mit dir, sondern gegen dich arbeitet? Disproportionale Fettansammlungen an Beinen, Hüften oder Armen, Schmerzen, die dir den Alltag erschweren, und eine erhöhte Neigung zu blauen Flecken – vielleicht kämpfst du auch mit diesen Symptomen, ohne eine klare Antwort zu haben.

Leider wird ein Lipödem oft als Übergewicht abgetan oder mit einem Lymphödem verwechselt, was die richtige Behandlung verzögert. Dabei handelt es sich um eine chronische, hormonell beeinflusste Erkrankung, die nicht nur dein äußeres Erscheinungsbild, sondern auch dein inneres Gleichgewicht betrifft. Östrogendominanz und Progesteronmangel sind zentrale Faktoren, die das Lipödem antreiben können. Zusätzlich spielen Entzündungsprozesse, eine gestörte Lymphzirkulation und genetische sowie epigenetische Einflüsse wie microRNAs eine bedeutende Rolle im Fortschreiten der Erkrankung.

Aber hier die gute Nachricht: Du bist dem nicht hilflos ausgeliefert. Mit einem besseren Verständnis der Krankheit kannst du deinen Körper aktiv unterstützen und gezielte Maßnahmen ergreifen, um deinen Alltag zu erleichtern. In den folgenden Abschnitten klären wir die häufigsten Missverständnisse, erläutern, warum eine reine Kompressionstherapie oft nicht ausreicht, und zeigen dir, wie du mit einem ganzheitlichen Ansatz – von hormonellem Gleichgewicht über Phytoprogestine bis hin zu entzündungshemmenden Diäten – wieder die Kontrolle über deinen Körper gewinnen kannst.

Was ist ein Lipödem?

Das Lipödem ist eine chronische Fettverteilungsstörung, die fast ausschließlich Frauen betrifft - ein deutlicher Hinweis darauf, dass weibliche Hormone wie Östrogen und Progesteron eine zentrale Rolle spielen. Charakteristisch ist eine überproportionale Ansammlung von Fettgewebe an Beinen, Hüften, Gesäß und teilweise auch an den Armen, die häufig mit Schmerzen und einer erhöhten Neigung zu blauen Flecken einhergeht. Im Gegensatz zur Übergewicht kann das Lipödem nicht allein durch eine Kalorienreduktion bekämpft werden, da die betroffenen Fettzellen aufgrund einer gestörten Hormon- und Stoffwechselregulation resistent gegen Abbauprozesse sind. Das Lipödem wird in vier Stadien und verschiedene Typen eingeteilt, die von leicht knotigen Fettansammlungen (Stadium I) bis zu deutlich verhärtetem Fettgewebe (Stadium III) reichen.

Wissenschaftlich wird das Lipödem als eine Kombination aus veränderter Fettgewebsstruktur, chronischer Entzündung und gestörter Gewebemikrozirkulation beschrieben. Bei genauerer (histologischer) Betrachtung der Fettzellen beim Lipödem findet man vor allem im Unterhautfettgewebe eine hypertrophierte (vergrößerte) und hyperplastische (vermehrte) Anzahl von Fettzellen, insbesondere an den Beinen. Diese Fettzellen zeigen Anzeichen einer trägen Stoffwechselaktivität, unter anderem durch eine verminderte Anzahl von Mitochondrien. Dies könnte erklären, warum die betroffenen Fettdepots auch auf Diäten und körperliche Aktivität kaum ansprechen und schwer abzubauen sind.

Neben trägen Fettzellen finden sich bei der Lupenbetrachtung des Fettgewebes auch deutliche Zeichen einer chronischen geringgradigen Entzündung - erhöhte Entzündungsmarker und Entzündungszellen. Diese Entzündungsprozesse fördern die Verhärtung des Fettgewebes, vermindern die Gewebeelastizität und führen zu Schmerzen und Druckempfindlichkeit. Durch die Gewebeentzündung werden die Wände der Blutgefäße geschwächt, so dass Flüssigkeit und Eiweiße aus dem Blut in das Gewebe eindringen können. Dies führt zu Wassereinlagerungen (Ödemen), die das Fortschreiten der Erkrankung weiter beschleunigen. Zu allem Überfluss beeinträchtigt die Entzündung auch die Funktion des Lymphsystems, was den Abtransport von Flüssigkeit und Entzündungsprodukten zusätzlich erschwert.

Sowohl die chronische Entzündung als auch die Wassereinlagerungen führen bei Frauen mit Lipödem zu einer erhöhten Schmerzempfindlichkeit. Schon leichte Berührungen oder Druck auf die betroffenen Stellen werden als unangenehm oder schmerzhaft empfunden.

Immer mehr Forschungsergebnisse deuten auch darauf hin, dass genetische Veranlagungen und Veränderungen durch äußere Einflüsse (epigenetische Veränderungen) beim Lipödem eine wichtige Rolle spielen. Studien zeigen, dass bestimmte Gene, die für den Fettstoffwechsel, Entzündungen und die Bildung von Lymphgefäßen verantwortlich sind, bei Menschen mit Lipödem besonders aktiv sind. Zusätzlich können Störungen des Mikrobioms und oxidativer Stress diese genetischen Veränderungen verstärken und damit das Krankheitsbild verschlimmern.

Wusstest du, dass ...

... Frauen mit Lipödem laut Studien im Durchschnitt 23 % mehr Fettmasse an den Beinen haben als Frauen mit einem ähnlichen BMI ohne Lipödem? Konkret heißt das: Frauen mit Lipödem haben im Durchschnitt fast ein Viertel mehr Fettgewebe in den unteren Körperregionen (Beine, Hüfte) als Frauen mit vergleichbarem Körpergewicht ohne Lipödem. Die “android-gynoid-Verteilung” beschreibt das Verhältnis von Fettgewebe im oberen Körperbereich (Rumpf, Bauch – android) im Vergleich zum Fettgewebe im unteren Körperbereich (Hüfte, Oberschenkel – gynoid). Frauen mit Lipödem haben weniger Fett im Oberkörperbereich und deutlich mehr im Unterkörperbereich, wodurch dieses Verhältnis typischerweise niedriger ist.

Wie erkenne ich das Lipödem?

Symptome des Lipödems werden leider oft mit Übergewicht, oder Lymphödemen verwechselt. Doch es gibt klare Anzeichen und Muster, die das Lipödem charakterisieren und es von anderen Erkrankungen abgrenzen. Ein häufiges Symptom sind Schmerzen, die insbesondere beim Kneifen der Haut auftreten. Diese Schmerzen konzentrieren sich oft auf bestimmte Bereiche wie das innere untere Drittel des Oberschenkels und verstärken sich mit dem Fortschreiten der Erkrankung. Zusätzlich treten subkutane Knoten und Fettpolster auf, die sich insbesondere oberhalb der Kniescheiben und Knöchel bilden.

Mit der fortschreitenden Erkrankung verdickt sich das Unterhautfettgewebe zunehmend, was sowohl optisch sichtbar (ähnlich wie Orangenhaut) als auch fühlbar ist. Begleitend dazu wird ein Zusammenhang mit chronischen Entzündungsprozessen im Körper vermutet, die nicht nur die Beschwerden verschlimmern, sondern auch das Fortschreiten der Krankheit beeinflussen können.

Neben den typischen Symptomen stehen Betroffene oft vor weiteren gesundheitlichen Herausforderungen. Dazu gehören Vitamin-D-Mangel, Störungen im Glukosestoffwechsel, chronische venöse Insuffizienz, Allergien und Stimmungsschwankungen wie depressive Verstimmungen. Besonders bemerkenswert ist die erhöhte Häufigkeit von hormonellen Erkrankungen wie PCOS und Autoimmunerkrankungen wie der Hashimoto-Thyreoiditis.

Bestimmte Fettpolster und Schwellungen sind typisch für das Lipödem:

  • Fettringe oberhalb der Knöchel zeigen eine klar abgegrenzte Ansammlung von Fettgewebe.

  • Vertiefungen im Bereich der Knöchel deuten auf die veränderte Struktur des Gewebes hin.

  • Fettpolster über der Kniescheibe und im Innenknöchelbereich sind häufig schmerzempfindlich und treten symmetrisch an beiden Beinen auf.

Was ist der Unterschied zwischen Lipödem und Lymphödem?

Ein häufiges Missverständnis ist die Verwechslung von Lipödem und Lymphödem. Obwohl beide Erkrankungen auf den ersten Blick ähnliche Merkmale wie Schwellungen an den Beinen oder anderen Körperteilen aufweisen, unterscheiden sich die zugrunde liegenden Ursachen und Mechanismen deutlich.

Im Gegensatz zum Lipödem handelt es sich beim Lymphödem um eine Erkrankung des Lymphsystems, bei der der Abfluss der Lymphflüssigkeit gestört ist. Dadurch kommt es zu Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe, die vor allem Wasser und Proteine enthalten. Im Gegensatz zum Lipödem tritt das Lymphödem häufig asymmetrisch auf, d.h. eine Körperseite ist stärker betroffen als die andere. Häufige Ursachen für Lymphödeme sind Verletzungen, Operationen, Infektionen oder angeborene Fehlbildungen des Lymphsystems.

Ein weiterer wesentlicher Unterschied besteht in der Zusammensetzung der Gewebsflüssigkeit. Beim Lymphödem ist der Anteil an Wasser und Eiweiß in der Gewebeflüssigkeit deutlich erhöht, was zu einer sichtbaren und fühlbaren Schwellung führt. Beim Lipödem hingegen ist die Schwellung auf eine zugrunde liegende Veränderung des Fettgewebes zurückzuführen, die erst in späteren Stadien das Lymphgefäßsystem betrifft.

Es ist wichtig, diesen Unterschied zu verstehen, da die Therapieansätze bei beiden Erkrankungen unterschiedlich sind. Während beim Lipödem eine reine Kombination aus Lymphdrainage, Kompressionstherapie, Bewegung und Liposuktion oft nicht ausreicht, da auch die hormonellen und entzündlichen Faktoren behandelt werden müssen, reicht bei der Behandlung des Lymphödems eine Verbesserung des Lymphabflusses durch manuelle Lymphdrainage, spezielle Kompressionsbandagen und Hautpflege meist aus.

Welche Rolle spielen Hormone beim Lipödem?

Das Lipödem betrifft fast ausschließlich Frauen und tritt häufig in hormonellen Umbruchphasen wie Pubertät, Schwangerschaft, hormoneller Verhütung oder Menopause auf. Dieser enge Zusammenhang mit den weiblichen Hormonen, insbesondere Östrogen und Progesteron, lässt vermuten, dass diese eine entscheidende Rolle bei der Entstehung und dem Verlauf der Erkrankung spielen. Doch wie genau beeinflussen Hormone das Lipödem?

Östrogen: Das Schlüsselhormon bei der Bildung von Fettzellen

Östrogen beeinflusst maßgeblich das Wachstum von Fettzellen und deren Verteilung im Körper. Vor allem in den gynoidalen Körperregionen - wie Hüfte, Oberschenkel und Gesäß - fördert es die Bildung von Fettzellen, was die typische Fettansammlung beim Lipödem erklärt. Diese hormonelle Steuerung wird durch die Tatsache untermauert, dass die Symptome des Lipödems häufig in hormonell sensiblen Phasen wie Pubertät oder Schwangerschaft erstmals auftreten oder sich deutlich verschlechtern.

Außerdem wirken Östrogene auf das Bindegewebe und die Mikrozirkulation. Es kann die Elastizität der Blutgefäße und Kapillaren beeinflussen, was zu einer Verschlechterung der Gewebedurchblutung führen kann. Dies erklärt auch, warum Frauen generell eher zu Cellulite neigen und warum nur Frauen vom Lipödem betroffen sind.

Die Rolle von Progesteron: der schützende Gegenspieler

Während Östrogen die Bildung von Fettzellen anregt, wirkt Progesteron regulierend und entzündungshemmend. Es trägt zur Regeneration der Fettzellen bei und unterstützt die Gesundheit des Gewebes. Man kann sich also vorstellen, dass ein Ungleichgewicht zwischen diesen Hormonen - zum Beispiel eine dominante Wirkung von Östrogen oder ein relativer Mangel an Progesteron durch das Ausbleiben des Eisprungs - zu weitreichenden Veränderungen im Gewebe führen kann:

  • Ungleichmäßige Fettverteilung: Zu viel Östrogen fördert die Einlagerung von Fett, vor allem an Beinen, Hüften und Po. Dies führt zu den charakteristischen Fettpolstern, die beim Lipödem auftreten.

  • Entzündungen im Gewebe: Progesteron wirkt normalerweise beruhigend und entzündungshemmend. Fehlt es, kann es zu Entzündungen kommen, die das Fettgewebe und auch das Lymphsystem belasten.

  • Probleme mit dem Lymphsystem: Östrogene können die Funktion des Lymphsystems beeinträchtigen, indem sie die Durchlässigkeit der Gefäße verändern. Dadurch wird der Abtransport von Flüssigkeit aus dem Gewebe erschwert, was zu Schwellungen und einem unangenehmen Spannungsgefühl führt.

Wusstest du, dass ...

die Einnahme der Pille die Symptome eines Lipödems verschlimmern kann? Studien zeigen, dass hormonelle Veränderungen einer der Hauptauslöser für die Entstehung und Verschlimmerung eines Lipödems sind. Synthetische Hormone in der Pille können das empfindliche Gleichgewicht zwischen Östrogen und Progesteron stören und so das Fortschreiten der Erkrankung begünstigen.

Welche Rolle spielen chronische Entzündungen beim Lipödem?

Lipödem-Patientinnen zeigen häufig Anzeichen einer systemischen Entzündung im Fettgewebe.

Chronische Entzündungen spielen eine zentrale Rolle bei der Entstehung und dem Fortschreiten des Lipödems. Betroffene zeigen häufig deutliche Zeichen einer systemischen Entzündungsreaktion im Fettgewebe, die über die reine Fettansammlung hinausgeht. Wissenschaftliche Studien weisen darauf hin, dass Östrogene zusammen mit Faktoren wie oxidativem Stress und einem gestörten Mikrobiom diese Entzündungsprozesse deutlich verstärken können. Solche Entzündungen sind nicht nur die Ursache für die häufig beschriebenen Schmerzen und die ausgeprägte Druckempfindlichkeit, sondern tragen auch zur Bildung von Fibrosen und einer weiteren Verschlechterung der Gewebestruktur bei.

Das Fettgewebe von Lipödem-Patientinnen unterscheidet sich grundlegend von normalem Fettgewebe. Es weist eine erhöhte Entzündungsaktivität auf, die in der Forschung durch mehrere charakteristische Veränderungen bestätigt wurde. Zum einen finden sich vermehrt Makrophagen, spezielle Immunzellen, die eine Schlüsselrolle bei Entzündungsprozessen spielen. Zum anderen zeigen Studien eine verstärkte Expression von Genen, die in direktem Zusammenhang mit Entzündungen und der Entwicklung von Fibrose, also der Verhärtung und Verdichtung des Gewebes, stehen. Gleichzeitig ist die Fähigkeit zur Lymphangiogenese, also zur Neubildung von Lymphgefäßen, vermindert, was die Abwehrmechanismen des Gewebes schwächt und die Flüssigkeitsansammlung weiter verstärkt.

Diese chronischen Entzündungsprozesse wirken sich nicht nur lokal auf das Fettgewebe aus, sondern verstärken auch die typischen Symptome des Lipödems. Sie fördern Schwellungen, Schmerzen und Spannungsgefühle und beeinträchtigen die Elastizität der Haut. Darüber hinaus können diese Entzündungen langfristig das Fortschreiten der Erkrankung begünstigen, indem sie das betroffene Gewebe zunehmend schädigen und die Resistenz gegen therapeutische Maßnahmen erhöhen.

Was hilft bei Lipödem?

Ernährungsumstellung: Kann eine Low-Carb- oder ketogene Diät helfen?

Ernährungsansätze wie die ketogene Diät gewinnen zunehmend an Bedeutung in der Behandlung des Lipödems, da sie vielversprechende Ergebnisse für Betroffene zeigen. Die ketogene Diät basiert auf einer drastischen Reduktion von Kohlenhydraten und einer gleichzeitigen Erhöhung des Anteils gesunder Fette in der Ernährung. Dieser gezielte Nährstoffansatz bringt den Körper in einen Zustand der Ketose, bei dem Fett statt Kohlenhydrate als primäre Energiequelle genutzt wird. Dieser Stoffwechselzustand wirkt sich nicht nur auf den Energiehaushalt aus, sondern zeigt auch spezifische Vorteile für Frauen mit Lipödem.

Ein wichtiger Effekt der ketogenen Diät ist die Reduktion von chronischen Entzündungen, die für viele Symptome des Lipödems wie Schmerzen und Schwellungen verantwortlich sind. Indem die entzündungsfördernde Wirkung von Zucker und verarbeiteten Kohlenhydraten minimiert wird, kann die Entzündungsaktivität im Fettgewebe spürbar gesenkt werden. Gleichzeitig fördert die ketogene Ernährung die Insulinsensitivität, was besonders bei Frauen mit Lipödem von Vorteil ist, da viele Betroffene auch Anzeichen von Insulinresistenz aufweisen. Durch die verbesserte Wirkung von Insulin kann der Blutzuckerspiegel stabilisiert werden, was weitere entzündungsfördernde Prozesse unterbindet und den gesamten Stoffwechsel positiv beeinflusst.

Darüber hinaus optimiert die ketogene Diät den Fettstoffwechsel, was bei einer Erkrankung wie dem Lipödem, bei der die Fettzellstruktur resistent gegenüber herkömmlichen Abbauprozessen ist, entscheidend sein kann. Studien haben gezeigt, dass Frauen mit Lipödem durch eine kohlenhydratarme Ernährung eine signifikante Reduktion von Schmerzen und Schwellungen erreichen können. Auch wenn die Fettzellstruktur an sich nicht vollständig verändert wird, tragen diese Veränderungen zu einer spürbaren Verbesserung der Lebensqualität bei. Besonders die Verringerung von Flüssigkeitsansammlungen und die Stabilisierung der Gewebestruktur zeigen, wie effektiv eine gezielte Ernährungsumstellung sein kann.

Lymphdrainage und Physiotherapie bei Lipödem

Komplexe Entstauungstherapien (KET) mit manueller Lymphdrainage und Kompression können überschüssige Gewebeflüssigkeit effektiv abtransportieren. Dies reduziert Schwellungen und lindert Schmerzen. Langfristig allein angewendet verhindern sie jedoch nicht das Fortschreiten der Krankheit. In Kombination mit Ernährung, Bewegung und Liposuktion können sie jedoch nachhaltig helfen.

Fettabsaugung als Gamechanger beim Lipödem?

Die Liposuktion, also die operative Fettabsaugung, gewinnt zunehmend an Bedeutung als Behandlungsoption für Frauen mit Lipödem. Diese Methode zielt darauf ab, die krankhaften Fettansammlungen in den betroffenen Körperregionen zu reduzieren, was nicht nur kosmetische Vorteile bringt, sondern auch eine Vielzahl an körperlichen Beschwerden lindern kann. Zu den häufig berichteten Verbesserungen zählen eine spürbare Schmerzreduktion, weniger Spannungsgefühle und eine deutlich gesteigerte Mobilität im Alltag.

Studien zeigen, dass viele Betroffene nach der Liposuktion eine erhebliche Verbesserung ihrer Lebensqualität erleben. Insbesondere Symptome wie Druckempfindlichkeit und Bewegungseinschränkungen können signifikant reduziert werden, was den Betroffenen ein aktiveres und selbstbestimmteres Leben ermöglicht. Die Operation wirkt sich auch positiv auf das Selbstbewusstsein aus, da die oft als belastend empfundene disproportionale Fettverteilung behoben wird.

Wichtig ist jedoch, sich bewusst zu machen, dass die Liposuktion die zugrunde liegenden Ursachen des Lipödems – wie hormonelle und genetische Faktoren oder chronische Entzündungen – nicht heilt. Die Krankheit selbst bleibt bestehen, und eine langfristige Behandlung erfordert eine Kombination aus weiteren Maßnahmen wie Entzündungshemmung, Hormonregulation, Kompressionstherapie, gezielter Bewegung und gegebenenfalls Ernährungsumstellungen. Dennoch bietet die Liposuktion vielen Betroffenen eine wirkungsvolle Möglichkeit, ihre Symptome zu lindern und ihre Lebensqualität nachhaltig zu verbessern, was sie zu einer zentralen Säule der Lipödem-Behandlung machen kann.

Kann Sport bei Lipödem helfen?

Bewegung spielt eine zentrale Rolle in der Therapie des Lipödems und fördert sowohl die Durchblutung des Fettgewebes, als auch die Lymphzirkulation. Regelmäßige körperliche Aktivität reduziert nicht nur Schwellungen und Spannungsgefühle, sondern verbessert auch den Abfluss von Lymphflüssigkeit und reduziert Entzündungen.

Empfehlenswert sind besonders Sportarten, die die Gelenke schonen und gleichzeitig die Muskulatur aktivieren, da die Muskelpumpe eine wichtige Rolle beim Transport der Lymphflüssigkeit spielt. Dazu zählen:

  • Schwimmen: Das Training im Wasser ist ideal für Frauen mit Lipödem, da der Auftrieb im Wasser den Druck auf die Gelenke reduziert und gleichzeitig einen sanften, gleichmäßigen Druck auf die Haut ausübt. Dies unterstützt die Entstauung und fördert die Durchblutung.

  • Krafttraining: Der Aufbau und die Stärkung der Muskulatur sind essenziell, da kräftige Muskeln die Lymphflüssigkeit effektiver transportieren können. Übungen mit leichten Gewichten oder dem eigenen Körpergewicht können dabei helfen, die Symptome zu lindern, ohne das Gewebe zusätzlich zu belasten.

  • Stretching, Yoga und Pilates: Sanfte Bewegungsformen wie Yoga oder Pilates fördern die Beweglichkeit und können Spannungen im Gewebe lösen. Darüber hinaus wirken sie entspannend und verbessern das Körpergefühl.

  • Cycling: Radfahren ist besonders schonend für die Gelenke und aktiviert gleichzeitig die Muskulatur in den Beinen, wodurch die Lymphflüssigkeit effektiv transportiert wird - sowohl indoor, als auch outdoor.

  • Inclined Walking oder Spazieren: Spaziergänge, insbesondere auf leicht geneigtem Gelände, aktivieren die Beinmuskulatur und fördern die Durchblutung, ohne das Gewebe und die Gelenke zu überlasten. Beides kann leicht in den Alltag integriert werden und wirkt besonders effektiv in Kombination mit Kompressionsbekleidung.

Besonders wirksam ist die Kombination von Sport und Kompressionstherapie. Studien zeigen, dass Bewegung in Kombination mit Kompressionswäsche deutlich effektiver ist als Bewegung allein. Die Kompression unterstützt den Rückfluss der Lymphflüssigkeit während des Sports.

Wichtig: Intensität und Art des Trainings sollten individuell angepasst werden. Zu intensive oder belastende Sportarten wie Joggen auf hartem Untergrund können das Gewebe zusätzlich reizen und die Beschwerden verstärken.

Regelmäßige Bewegung allein kann das Lipödem zwar nicht heilen, ist aber ein wichtiger Bestandteil einer ganzheitlichen Behandlung, die darauf abzielt, die Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.

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Warum Progesteron bei Lipödem helfen kann

Hormonelle Ungleichgewichte, insbesondere ein Übergewicht von Östrogen gegenüber Progesteron, spielen eine zentrale Rolle bei der Entstehung und den Symptomen des Lipödems. Ein gezielter Ausgleich dieser Hormone ist daher ein vielversprechender Ansatz zur Linderung der Beschwerden. Während synthetische Gestagene wie Gestrinon in Studien bereits gezeigt haben, dass sie die Symptome des Lipödems lindern können, rücken pflanzliche Alternativen, sogenannte Phytoprogestine, zunehmend in den Fokus.

Gestrinon ist ein synthetisches Gestagen mit ausgeprägter antiöstrogener Wirkung, das hormonelle Ungleichgewichte wirksam korrigieren und damit die Symptome östrogenabhängiger Erkrankungen wie Lipödem und Endometriose lindern kann. Es wirkt, indem es die Östrogenproduktion hemmt, entzündungshemmende Prozesse unterstützt und die Fettverteilung positiv beeinflusst. Allerdings können die androgenen Nebenwirkungen von Gestrinon wie Haarausfall oder Hautprobleme für viele Frauen eine Herausforderung darstellen.

Als natürliche Alternative rücken Phytoprogestine immer mehr in den Vordergrund, da sie eine wesentlich schonendere Möglichkeit bieten, hormonelle Dysbalancen zu behandeln, ohne die potenziellen Nebenwirkungen synthetischer Hormone wie androgene Begleiterscheinungen wie Akne und Haarausfall. Phytoprogestine bieten eine natürliche Möglichkeit, die positiven Effekte von Progesteron nachzuahmen und das hormonelle Gleichgewicht auf natürliche Weise wiederherzustellen.

Diese sekundären Pflanzenstoffe wirken nicht nur hormonregulierend, sondern auch entzündungshemmend, was sie für die Therapie des Lipödems besonders interessant macht:

  • Apigenin: Apigenin, ein Flavonoid, das in Petersilie, Kamille und Sellerie vorkommt, besitzt ausgeprägte progesteronähnliche, entzündungshemmende und antioxidative Eigenschaften. Es hilft, oxidativen Stress zu reduzieren, der beim Lipödem eine wichtige Rolle spielt. Darüber hinaus wirkt Apigenin regulierend auf die Immunfunktion und kann entzündungsfördernde Prozesse im Fettgewebe reduzieren.

  • Luteolin: Luteolin ist ein weiteres Flavonoid, das in Lebensmitteln wie Artischocken, Sellerie und grünem Pfeffer vorkommt. Es unterstützt die Wirkung von Progesteron und zeigt antiandrogene Effekte, wodurch es hormonelle Ungleichgewichte ausgleichen kann. Luteolin wirkt nicht nur entzündungshemmend, sondern hemmt auch die Fibrosebildung, ein charakteristisches Merkmal des Lipödems.

  • Curcumin: Dieser aktive Bestandteil der Kurkumawurzel ist das am besten untersuchte Polyphenol und für seine entzündungshemmenden und entgiftenden Eigenschaften bekannt. Curcumin unterstützt die Funktion der Leber, die für den Abbau überschüssiger Hormone wie Östrogen wichtig ist. Gleichzeitig kann es entzündliche Prozesse im Fettgewebe und im Lymphsystem hemmen, die beim Lipödem häufig auftreten.

  • Quercetin: Im Gegensatz zu echten Phytoprogesteronen wie Apigenin oder Luteolin bindet Quercetin nicht direkt an Progesteronrezeptoren und hat keine ausgeprägte progesteronähnliche Wirkung. Es wirkt jedoch als starkes Antioxidans, Entzündungshemmer, und hemmt die Aktivität des Enzyms Aromatase, das Testosteron in Östrogen umwandelt, und kann so einer Östrogendominanz entgegenwirken. Quercetin schützt Fett- und Lymphgewebe vor oxidativem Stress und verbessert die Funktion der Mikrozirkulation. Dadurch können Schwellungen und Spannungsgefühle reduziert werden.

Eine Hand in einem weißen Ärmel greift nach Kieselsteinen an einem Strand in der Nähe der Wasserkante.

Warum Phytoprogestine für Lipödem-Betroffene so vielversprechend sind

Diese verschiedenen Phytohormone wirken synergistisch, indem sie die entzündungshemmenden Eigenschaften des Progesterons nachahmen und gleichzeitig die Östrogendominanz ausgleichen. Dabei greifen sie nicht in den natürlichen Hormonhaushalt ein, sondern helfen dem Körper, sein Gleichgewicht wiederzufinden. Insbesondere beim Lipödem, einer Erkrankung, die durch hormonelle Schwankungen und chronische Entzündungen gekennzeichnet ist, könnten diese pflanzlichen Alternativen einen wichtigen therapeutischen Beitrag leisten.

Die Supplementierung mit Phytoprogestagenen sollte idealerweise in einen ganzheitlichen Therapieansatz integriert werden. In Kombination mit anderen Medikamenten, einer entzündungshemmenden Ernährung, gezielter Bewegung und stressreduzierenden Maßnahmen können sie nicht nur das hormonelle Gleichgewicht verbessern, sondern auch die Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig steigern. Für Frauen, die auf synthetische Hormone verzichten oder deren Nebenwirkungen vermeiden möchten, stellen Apigenin, Luteolin und Curcumin eine natürliche und wirksame Alternative dar, die sowohl präventiv als auch therapeutisch eingesetzt werden kann.

Unser Fazit: Das Lipödem zu verstehen ist der erste Schritt zur Therapie

Das Lipödem ist weit mehr als ein kosmetisches Problem. Es erfordert ein tiefes Verständnis seiner Ursachen und Mechanismen, um wirksam entgegenzuwirken. Die Forschung liefert vielversprechende Ansätze, die Betroffenen helfen können, ihre Beschwerden zu lindern. Eine Kombination aus Hormonregulation, entzündungshemmender Ernährung, maßgeschneiderter Bewegung und, wenn nötig, medizinischen Interventionen wie Liposuktion, kann den Weg zu einem besseren Alltag ebnen.

Das Wichtigste: Lass dich nicht entmutigen. Der Schlüssel liegt darin, die Kontrolle über die Erkrankung zu übernehmen, anstatt dich von ihr kontrollieren zu lassen.

Take-Home Messages

  • Lipödem ist eine komplexe Erkrankung: Es umfasst hormonelle, genetische und entzündliche Komponenten, die gezielt angegangen werden müssen.

  • Hormone sind entscheidend: Die Balance zwischen Östrogen und Progesteron spielt eine zentrale Rolle. Natürliche Ansätze wie Phytoprogestine bieten sanfte Alternativen.

  • Ernährung kann einen Unterschied machen: Eine ketogene oder entzündungshemmende Diät reduziert Schmerzen, fördert die Insulinsensitivität und verbessert die Gewebestruktur.

  • Bewegung ist essenziell: Besonders gelenkschonende Sportarten wie Schwimmen, Radfahren oder Yoga fördern die Durchblutung und den Lymphfluss.

  • Kombination ist der Schlüssel: Nur eine integrierte Therapie, die Bewegung, Ernährung, Kompression und moderne Behandlungen vereint, kann langfristige Verbesserungen bringen.

Dein Körper arbeitet jeden Tag für dich – jetzt ist es an der Zeit, ihn dabei aktiv zu unterstützen. Du bist nicht allein auf diesem Weg, und es gibt zahlreiche Strategien, die dir helfen können, das Lipödem besser zu managen und deine Lebensqualität zu steigern.

Quellen:

van la Parra RFD et al., 2023

Schwarzt JS et al., 2024

Patton L et al., 2024

Al-Ghadban Sara et al., 2024

Amato et al., 2024

Lundanes J et al., 2024

Czerwińska M et al., 2024

Renke G et al., 2024