Pille und Krebs: Was aktuelle Studien wirklich über das Risiko sagen

Was stimmt jetzt wirklich: Wie stark erhöht die Pille wirklich das Risiko für Brustkrebs – und schützt sie vielleicht gleichzeitig vor anderen Krebsarten? Die neuesten internationalen Studien und Meta-Analysen zeigen: Nicht alle Hormone wirken gleich. Während Estrogen-Präparate teils sogar ein geringeres Risiko aufweisen, steigt es bei Kombinationspräparaten mit synthetischen Gestagenen leicht an – und das abhängig von der Dauer der Einnahme.

Dieser Blogpost erklärt Dir die wichtigsten Ergebnisse in klaren Zahlen, ordnet absolute und relative Risiken ein und zeigt, welche Schutzfaktoren die Pille ebenfalls mit sich bringt. Verständlich erklärt, wissenschaftlich fundiert und aktuell zusammengefasst.

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Lee Paulina Pape, MSc

Wie hängt die Pille mit Krebs zusammen, und warum ist das relevant?

Viele Frauen fragen sich besorgt, ob die Antibabypille das Krebsrisiko erhöht. In sozialen Medien kursieren sogar Behauptungen, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) habe die Pille als „karzinogen“ wie Tabak eingestuft – was für Verunsicherung sorgt. Tatsächlich ist die Realität jedoch komplexer: Hormonelle Verhütung und Krebs stehen in einem vielschichtigen Zusammenhang. Forschungsergebnisse zeigen, dass die Pille bestimmte Krebsarten leicht häufiger auftreten lässt, während sie andere Krebsarten nachweislich seltener macht.

In diesem Blogpost beleuchten wir differenziert und wissenschaftlich fundiert, was moderne Studien, Meta-Analysen und methodisch starke Reviews (u. a. Lancet, NEJM, WHO) über die Pille und das Krebsrisiko herausgefunden haben. Dabei geht es ausschließlich um hormonelle Verhütung mit der Pille (nicht um Hormonersatztherapie in den Wechseljahren). Der Beitrag ist medizinisch fundiert, aber verständlich erklärt – für hormonbewusste Frauen, die Fakten statt Mythen suchen.

Was bisher über die Pille und Krebs bekannt war: Ältere Studien

Schon seit Jahrzehnten wird der Zusammenhang zwischen Pille und Krebs erforscht. Frühere große Studien und Übersichtsarbeiten ergaben ein recht konsistentes Bild:

  • Brustkrebs: Frauen, die jemals die Pille genutzt haben, hatten insgesamt ein leicht erhöhtes Brustkrebsrisiko – eine Analyse von 54 Studien mit 150.000 Frauen fand ca. 7 % mehr Fälle im Vergleich zu Nie-Anwenderinnen. Während der aktuellen Einnahme der Kombinationspille war das Risiko etwas höher (+24 %), stieg aber laut diesen älteren Daten nicht weiter mit längerer Einnahmedauer an. Wichtig: Nach dem Absetzen normalisierte sich das Brustkrebsrisiko wieder – 10 Jahre nach Pillenstopp war kein erhöhtes Risiko mehr nachweisbar.

  • Gebärmutterkrebs (Endometriumkarzinom): Hier zeigte sich ein schützender Effekt der Pille. Frauen, die irgendwann eine Pille genommen hatten, erkrankten rund 30 % seltener an Endometriumkrebs als Nie-Anwenderinnen. Je länger die Einnahme, desto stärker der Schutz – und dieser hielt über viele Jahre nach dem Absetzen an.

  • Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom): Noch deutlicher war der Schutzeffekt beim Eierstockkrebs. Pillenanwenderinnen hatten insgesamt ein 30 – 50 % niedrigeres Risiko für Eierstockkrebs als Frauen ohne Pillenerfahrung. Längere Einnahme brachte einen größeren Vorteil, und die Schutzwirkung hielt Studien zufolge jahrzehntelang (teils bis zu 30 Jahre) nach Absetzen an.

Diese Erkenntnisse aus früheren Untersuchungen prägten lange die Beratung: Man ging von einem minimal erhöhten Brustkrebsrisiko unter Pilleneinnahme aus, stellte dem aber die deutliche Risikosenkung bei Ovarial- und Endometriumkrebs gegenüber. Auch Gebärmutterhalskrebs wurde in einigen Studien bei sehr langer Pilleneinnahme häufiger beobachtet (z. B. doppeltes Risiko nach >10 Jahren) – wobei hier andere Faktoren wie HPV-Infektionen eine Rolle spielen. Insgesamt galt die „Pillen-Bilanz“ aus onkologischer Sicht bis vor kurzem eher positiv oder zumindest neutral. Eine große Übersichtsarbeit 2008 fand keine erhöhte Gesamt-Krebsrate bei Pillenanwenderinnen. Dennoch blieb insbesondere das Thema Brustkrebs für viele Frauen ein Sorgenpunkt, zumal Brustkrebs vergleichsweise häufig ist.

Neue Erkenntnisse zu der Pille und Krebs: Aktuelle Studienlage

Die Forschung schläft nicht – in den letzten Jahren sind mehrere große Studien und Meta-Analysen erschienen, die ein noch klareres Bild liefern. Hier die wichtigsten aktuellen Erkenntnisse:

  • Moderate Risikoerhöhung für Brustkrebs bestätigt: Eine große dänische Kohortenstudie von 2017 (NEJM) mit 1,8 Millionen Frauen zeigte insgesamt etwa 20 % höheres Brustkrebsrisiko bei aktuellen Pillenanwenderinnen. Interessanterweise hing das Ausmaß vom Präparat-Typ ab – bei manchen modernen Pillen kein Anstieg, bei anderen bis zu +60 %.

    Zudem fand die Studie einen leichten Dosis-Wirkungs-Effekt: Je länger die Pille ununterbrochen eingenommen wurde, desto etwas höher das Brustkrebsrisiko. Nach >10 Jahren Einnahme lag das relative Risiko bei etwa 1,38 (+38 %). Diese neue Daten deuten also an, dass eine langfristige Pilleneinnahme nicht völlig ohne Einfluss bleibt – wobei das Mehrrisiko immer noch geringfügig ist.

  • Auch Minipille und Hormonspirale erhöhen leicht das Brustkrebsrisiko: Bis vor kurzem war unklar, ob reine Gestagen-Verhütungsmittel (wie die Minipille ohne Östrogen, Dreimonatsspritze oder Hormonspirale) das Brustkrebsrisiko ähnlich beeinflussen. Eine aktuelle Oxford-Analyse von 2023 brachte Klarheit: Alle hormonellen Verhütungsmethoden – ob Kombinationspille oder Gestagen-only – gingen mit einem vergleichbar Anstieg des Brustkrebsrisikos einher. In der Meta-Analyse wurden für aktuelle Anwenderinnen relative Risiken um 1,2–1,3 gefunden, unabhängig vom Präparattyp. Mit anderen Worten: Die Minipille ist keine „risikofreie“ Alternative in Bezug auf Brustkrebs, sondern erhöht das Risiko ähnlich moderat wie die Kombinationspille.

  • Größerer Langzeitschutz vor Ovarial- und Endometriumkrebs bestätigt: Neuere Studien untermauern eine schützende Wirkung der Pille auf Eierstöcke und Gebärmutterschleimhaut. Eine Analyse von 2021 (publiziert in Cancer Research) mit über 250.000 Frauen fand, dass ehemalige Pillenanwenderinnen ein um 28 % geringeres Risiko für Eierstockkrebs hatten – und dieser Effekt blieb bis zu 35 Jahre nach Absetzen bestehen.

  • Ähnlich beim Endometriumkrebs: Eine große Meta-Analyse in The Lancet zeigte pro 5 Jahre Pilleneinnahme eine Reduktion des Gebärmutterkrebsrisikos um ca. 24 %, und der Schutz hielt über mehrere Jahrzehnte an. Hochgerechnet senkt z. B. 10 Jahre Pillengebrauch die kumulative Endometriumkrebsrate bis zum Alter 75 von 2,3 % auf etwa 1,3 % – ein deutlich messbarer Unterschied. Diese langfristigen Vorteile machen verständlich, warum einige Experten die Pille sogar als eine Form der “Chemoprävention” für bestimmte Krebsarten diskutieren.

  • Kein Alarm bei neuen Pillenpräparaten: Die aktuell verfügbaren oralen Kontrazeptiva enthalten meist niedrigere Hormon-Dosierungen als frühere Generationen. Die bisherigen Daten deuten nicht darauf hin, dass moderne Mikropillen ein höheres Krebsrisiko tragen als ältere – eher im Gegenteil. Eine britische Langzeitstudie fand 2007 kein erhöhtes Krebsrisiko mit neueren niedrigdosierten Pillen, teils sogar einen 12 % geringeren Gesamtanstieg bestimmter Krebsarten.

    Zwar scheinen auch moderne Pillen das Brustkrebsrisiko noch geringfügig zu beeinflussen, doch das Ausmaß ist sehr klein. In der dänischen Studie entsprach der beobachtete Effekt umgerechnet etwa ein zusätzlicher Brustkrebsfall pro 7.700 Frauen, die ein Jahr die Pille einnehmen.

    Gleichzeitig bleiben die bekannten Schutzwirkungen auf andere Tumoren erhalten oder sogar ausgeprägter. Insgesamt zeichnen neuere Untersuchungen also ein beruhigendes Bild: Es gibt keine Hinweise auf drastische Krebsgefahren durch heutige Pillen, sondern hauptsächlich sehr moderate Risiken und handfeste Schutzeffekte.

Neue Daten aus der Hormonforschung zu unterschiedlichen Effekten von Estrogen und Progestin

Eine internationale Auswertung von 13 prospektiven Kohorten mit 459.476 Frauen (16–54 Jahre) untersuchte, wie Hormontherapie das Risiko für früh auftretenden Brustkrebs (Diagnose vor 55 Jahren) beeinflusst. Das Ergebnis zeigt: Nicht alle Hormone wirken gleich.

  • Estrogen-allein (E-HT): War mit einem 14 % niedrigeren Brustkrebsrisiko assoziiert. Absolut: etwa 3,6 % Risiko bis 55 Jahre, im Vergleich zu 4,1 % bei Frauen ohne Hormontherapie.

  • Estrogen + Progestin (EP-HT): Ging mit einem höheren Risiko einher – ca. 10 % höher insgesamt, und bei Anwendung >2 Jahre sogar um 18 % erhöht. Absolut: etwa 4,5 % Risiko bis 55 Jahre.

  • Tumorbiologie: Das Mehr-Risiko unter EP-HT zeigte sich besonders bei aggressiven Subtypen wie triple-negativem Brustkrebs.

  • Dauer zählt: Unter Estrogen+Progestin steigt das Risiko mit der Anwendungszeit.

  • Uterusstatus wichtig: Estrogen-Monotherapie wird nur Frauen nach Hysterektomie verschrieben, weil sie sonst das Risiko für Endometriumkrebs erhöhen würde. Deshalb spielt die Kombination mit Gestagenen in der Praxis meist die Hauptrolle.

Aber warum ist das für die Diskussion um die Pille relevant?

Die Studie untersuchte zwar Hormontherapie, nicht Verhütung. Sie zeigt jedoch, wie unterschiedlich Hormone wirken können: Estrogen allein senkt das Brustkrebsrisiko, die Kombination mit synthetischen Progestinen erhöht es. Genau hier knüpfen auch die Erkenntnisse zur Pille an:

  • Kombinationspillen enthalten immer Estrogen + (synthetisches) Gestagen – also die riskantere Konstellation.

  • Gestagen-only-Methoden (z. B. Minipille, Hormonspirale) sind daher ebenfalls mit einem leicht erhöhten Brustkrebsrisiko assoziiert.

Diese Unterschiede verdeutlichen, warum bei der Krebsforschung nicht einfach „Hormone“ über einen Kamm geschoren werden dürfen. Im nächsten Abschnitt gehen wir auf die unterschiedlichen Effekte je nach Pillentyp nochmal genauer ein.

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Unterschiede zwischen den Pillenarten (Kombipille vs. Gestagen-only)

Hormonelle Verhütung ist nicht gleich Hormonelle Verhütung – es gibt verschiedene Pillenarten mit potenziell unterschiedlichem Risikoprofil: Kombinationspille (Östrogen + Gestagen):

  • Die „klassische“ Pille enthält beide Hormone und war lange Forschungsfokus. Für Kombinationspillen ist der leichte Anstieg des Brustkrebsrisikos gut belegt. Deshalb hat die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) sie auch bereits 2005 in die Kategorie „krebserregend für den Menschen“ (Gruppe 1) eingeordnet, wobei diese Einstufung auf dem Nachweis einer möglichen Krebsförderung basiert, nicht auf dem Ausmaß des Risikos. Gleichzeitig bieten Kombinationspräparate aber ausgeprägte Schutzwirkungen: Das Risiko für Eierstock- und Endometriumkrebs wird teils halbiert. Kombinationspillen der neueren Generation (mit niedrig dosiertem Ethinylestradiol und modernen Gestagenen) zeigen laut Studien kein höheres Gesamt-Krebsrisiko gegenüber Nicht-Anwenderinnen. Wichtig ist, individuelle Risikofaktoren (Familienanamnese, Lebensstil) bei der Beratung zu berücksichtigen.

  • Minipille (rein gestagenhaltig): Diese östrogenfreie Pille wird oft Frauen gegeben, die Östrogene nicht vertragen oder während der Stillzeit. Früher ging man davon aus, dass die Minipille in Bezug auf Krebs eher neutral sei. Sie steht bei der IARC bisher nur in Gruppe 2B („möglicherweise krebserregend“). Neuere Daten zeigen jedoch, dass auch Gestagen-Only-Präparate das Brustkrebsrisiko leicht erhöhen – in ähnlichem Umfang wie Kombipillen. So fand z. B. die Oxford-Studie 2023 für Minipillen ein relatives Risiko von ~1,26 (also ~26 % höher). Hinsichtlich der Schutzwirkung auf Gebärmutter und Eierstöcke ist anzunehmen, dass Gestagenpillen ebenfalls einen Nutzen haben (weil sie den Eisprung oft unterdrücken und die Gebärmutterschleimhaut dünn halten). Allerdings ist die Datenlage dazu weniger umfangreich, da Kombinationspräparate häufiger untersucht wurden. Insgesamt gilt: Auch die Minipille ist kein „risikofreier“ Bonbon, sondern ein echtes Medikament mit hormoneller Wirkung – wenn auch mit sehr geringem Krebsrisiko, ähnlich der Kombinationspille.

Neben Pillen gibt es weitere hormonelle Methoden (Hormonimplantat, Dreimonatsspritze, Hormonspirale). Interessanterweise deuten aktuelle Ergebnisse darauf hin, dass all diese Methoden vergleichbar geringe Brustkrebsrisiken tragen. Sogar bei der Hormonspirale, die vorwiegend lokal im Uterus wirkt, wurde ein leichter Anstieg beobachtet (RR ~1,21). Das heißt, unabhängig vom Applikationsweg führen systemische Gestagen-Effekte offenbar zu einer minimalen Stimulation brustkrebsanfälliger Zellen. Dieser Befund war etwas überraschend, gibt aber Sicherheit, dass man die Pille nicht durch andere hormonelle Methoden „umgehen“ kann, falls man ausschließlich aus Sorge vor Brustkrebs wechseln würde.

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Was bedeutet das konkret? Absolutrisiken, Anwendungsdauer und Alter

Statistische Risiken in Prozent mögen abstrakt klingen. Für die Praxis ist entscheidend, wie groß das Krebsrisiko durch die Pille in absoluten Zahlen wirklich ist und welche Faktoren es beeinflussen:

Wie die Grafik veranschaulicht, hängt der absolute Einfluss stark vom Alter ab:

  • Bei jüngeren Frauen ist das Brustkrebs-Grundrisiko extrem gering. Beispielsweise erkranken von 100.000 Frauen im Alter 16–20 Jahre innerhalb von 15 Jahren nur etwa 84 Frauen an Brustkrebs (~0,084 %). Mit Pille erhöht sich diese Zahl laut Schätzungen auf ca. 93 Frauen (~0,093 %). Das entspricht nur ~8 zusätzlichen Fällen pro 100.000 – ein verschwindend kleiner Unterschied.

  • Bei Frauen um 35 Jahre ist das Grundrisiko bereits höher (weil Brustkrebs meist in höherem Alter auftritt). Ohne Pilleneinnahme läge das 15-Jahres-Risiko hier bei rund 2,0 % (2 von 100 Frauen). 5 Jahre Pillengebrauch würden dieses Risiko auf ca. 2,2 % erhöhen. In absoluten Zahlen bedeutet das ~265 zusätzliche Fälle pro 100.000 Frauen (anstatt 2.000 wären es 2.265). Anders ausgedrückt: Ungefähr eine von 500 Frauen in diesem Alterssegment bekäme durch die Pille möglicherweise einen Brustkrebs früher als ohne Pille.

  • Sehr lange Anwendung: Mit jeder weiteren Einnahmezeit könnte das Risiko geringfügig kumulieren. Z. B. berichten einige Studien, dass nach >10 Jahren Nutzung das relative Brustkrebsrisiko etwas höher liegt als nach nur 1 Jahr. Konkret stieg in einer Analyse das „Über-Risiko“ von +9 % (1 Jahr Einnahme) auf etwa +38 % (über 10 Jahre Einnahme). Dennoch bleibt auch bei langer Einnahme der absolute Anstieg klein. Die dänische Studie errechnete, dass etwa 1 zusätzliches Brustkrebsfall pro 7.700 langjährigen Pillenanwenderinnen auftritt. Wichtig: Wer so lange die Pille nimmt, ist meist in einem Alter, wo die Brustkrebsinzidenz an sich steigt – das spielt hier mit hinein.

  • Dauer nach Absetzen: Mehrere Untersuchungen zeigen übereinstimmend, dass das Mehrrisiko nach Absetzen der Pille allmählich abnimmt. Etwa 5 Jahre nach dem Absetzen liegt das Risiko schon nahe am Normalwert (nur noch minimal erhöht), und nach ~10 Jahren besteht kein nachweisbarer Unterschied mehr zu Frauen, die nie die Pille nahmen. Das ist beruhigend, denn es bedeutet: Die Pille verursacht keine bleibende „Disposition“ für Brustkrebs. Vielmehr scheint sie einen Tumor – falls er entstehen würde – nur etwas früher zum Wachstum anzuregen, aber keinen neuen Tumor „erschaffen“. Nach ausreichender Zeit ohne Hormone gleicht sich die Statistik wieder an.

Zusammengefasst heißt das für die individuelle Frau: Die Wahrscheinlichkeit, wegen der Pille an Krebs zu erkranken, ist in jedem gegebenen Jahr gering. Bei jungen Frauen ist sie nahezu vernachlässigbar klein. Bei älteren Frauen steigt das absolute Risiko etwas an, doch gerade ab Mitte 30 nutzen viele Frauen die Pille seltener langfristig (andere Verhütungsmethoden oder Familienplanung treten in den Vordergrund). Zudem sollte man bedenken, dass Schwangerschaften selbst – die ja durch Verhütung verhindert werden – mit deutlich höheren hormonellen Veränderungen einhergehen. Beispielsweise ist das Risiko von Blutgerinnseln (Thrombosen) in Schwangerschaft/Wochenbett um ein Vielfaches höher als unter Pille. Auch das Brustkrebsrisiko wird von Schwangerschaften und Stillzeiten beeinflusst (tendenziell senkend, wenn auch komplex). Absolute Risiken helfen also, die Verhältnismäßigkeit einzuordnen. Die Pille erhöht das ohnehin schon sehr geringe Brustkrebsrisiko junger Frauen nur minimal. Und sie senkt gleichzeitig das Risiko für zwei der gefährlichsten gynäkologischen Tumore. Allerdings kann das Risiko-Nutzen-Profil individuell unterschiedlich aussehen – je nach Alter, Vorgeschichte und persönlichen Prioritäten.

Fazit: Aufklärung und individuelle Entscheidung

Unterm Strich bietet die hormonelle Verhütung – allen voran die „Pille“ – nicht nur eine zuverlässige Empfängnisverhütung, sondern zum Teil auch zusätzliche gesundheitliche Vorteile. In der gynäkologischen Praxis werden kombinierte Pillenpräparate unter anderem erfolgreich eingesetzt bei:

  • Zyklusstörungen und Regelschmerzen: Die Pille soll dabei helfen, Zyklen zu regulieren und Menstruationsbeschwerden zu lindern.

  • Endometriose: Durch Unterdrückung des Eisprungs und Abflachung des Zyklusverlaufs können endometriosebedingte Schmerzen reduziert werden.

  • Hautproblemen (Akne): Bestimmte Pillen helfen mit einer anti-androgenen Wirkung und verbessern so teilweise das Hautbild.

Trotz dieser Vorteile gilt: Die Entscheidung für oder gegen die Pille (bzw. eine andere hormonelle Verhütung) sollte stets individuell und informierten Wissens erfolgen. Am besten lässt du dich von einem Frauenarzt beraten, die*der sich Zeit für dich nimmt. In einem persönlichen Gespräch können deine Fragen geklärt und dein ganz eigenes Risikoprofil betrachtet werden – einschließlich familiärer Vorbelastungen oder Vorerkrankungen. So findest du gemeinsam mit der Ärztin/dem Arzt heraus, welche Verhütungsform am besten zu dir passt. Wissenschaftlich fundierte Aufklärung und persönliche Beratung sind der Schlüssel, damit du dich mit deiner gewählten Methode rundum wohl und sicher fühlen kannst.

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Ärztin und Gründerin von Hormonic - einem Startup für Frauengesundheit.

Hinweis:

Quellen: Die Informationen in diesem Artikel sind durch aktuelle medizinische Literatur und Leitlinien belegt, sowie gynäkologische Fachportale und Studien zu der Pille, hormoneller Verhütung und unterschiedlichen Tumorerkrankungen. Sie wurden im Einklang mit geltenden EU Health Claims formuliert. Trotzdem ersetzt dieser Überblick keine individuelle ärztliche Beratung.

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